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kadnezar, der sich sowohl durch Kriegsthaten, als durch Friedenswerke aus-
604 zeichnete. Er besiegte den ägyptischen König Necho bei Circesinm 604,
eroberte Phönizien und zerstörte das Reich Inda, dessen Einwohner er in
die babylonische Gefangenschaft abführte. Er befestigte die Grenzen durch
Anlegung der medischeu Mauer, verbesserte die Wasseranlagen des Landes,
und vergrößerte und verschönerte die Hauptstadt, in welcher er die sogenannten
hängenden Gärten der Semiramis anlegte.
Es waren terrassenförmig, in hohen Bogengängen übereinander getürmte
Anlagen, in welchen durch Beischaffung von Gartenerde und durch eine mittelst Pump'
werken aus dem Euphrat geleitete Bewässerung die herrlichsten Pflanzungen gediehen.
Auch der Königspalast und der Tempel wurde von ihm in neuer Pracht hergestellt.
Aber schon unter seinen nächsten Nachfolgern erlag das Reich dem
Angriff des persischen Königs Cyrns, welcher den letzten König Nabonet
in die Flucht schlug und Babylon belagerte. Diese Stadt wurde von Bel-
sazar, einem Sohne des Königs, verteidigt, aber mittelst Ableitung des
Euphrat eingenommen. Babylonien wurde eine persische Provinz.
Die Bibel erzählt (Daniel C. 5), daß Belsazar bei einem Weingelage die
goldenen und silbernen Gefäße, die Nebukaduezar aus dem Tempel von Jerusalem
genommen hatte, herbeibringen ließ und aus ihnen trank, während Loblieder auf die
Götzen gesuugeu wurden. Da wurden von Fingern einer Menschenhand drei Worte
an die Wand geschrieben, welche von allen Wahrsagern nicht entziffert werden
konnten. Darauf rief man den Juden Daniel, welcher sie deutete (M°ne, T'kel,
upharsin — gezählt, gewogen und gepersert). In derselben Nacht wurde die
Stadt von den Persern überrumpelt und Belsazar getötet.
4. Die Religion der Babylonier und Assyrer war im wesentlichen
gleich. Als oberster Gott wurde Bel oder Baal, der Herr des Himmels
und des Lichts verehrt, dem als Gemahlin die Mondgöttin Mylitta zur
Seite stand; auch der Gestirndienst war bei ihnen eingeführt. Die Sterne
Jupiter und Venus galten als Glückssterne, dem Saturn wurde ein ver¬
derblicher Einfluß zugeschrieben, Mars als Blutvergießer angesehen. Der
Kultus wurde von einer Gelehrtenkaste, Eh a l d ä e r genannt, ausgeübt; es waren
vorwiegend Astronomen und Astrologen. Die gebräuchlichste Schrift war
die sog. „Keilschrift", deren alphabetische Zeichen aus verschiedenen keil-
förmigen Strichen zusammengesetzt sind, nämlich dem senkrechten | , wag¬
rechten —, schrägen \ und Winkelkeil C, z. B.
Artakhsairä (ffy r:Tf! (TT << Mf) Artaxerxes.
Die verschiedenen Keilschriften tragen nicht alle dieselbe Grundform an
sich; man findet sie auf Steinplatten, Backsteinen, Obelisken, Thoncylindern
und anderen Gegenständen.
Die Baukunst der Babylonier und Assyrer zeigte sich vor allem in den
großartigen Kanalanlagen, sowie in den gewaltigen Tempeln und Paläste».