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überschreiten zu sollen. Ob wir nun darin des Guten zu viel gethau haben,
oder noch mehr thnn dürfen, darüber würden wir die Ansichten von Schul
männern gerne entgegennehmen. In der Natur der Sache ist es begründet,
daß solche Abbildungen sich vorwiegend aus Bauwerke beschränken, in Sknlp-
turnt und kunstgewerblichen Erzeugnissen dagegen sparsam sind. Eine besoit-
dere Schwierigkeit ist mit detr Proben der Malerei verbunden, da einerseits
nicht leicht Anfang uttd Ende gefunden werden kann, anderseits aber selbst
gute Reproduktionelt doch nur einen bedingten Wert haben. Um sie nicht
gänzlich auszuschließen, haben wir wenigstens eines der Raffael'schen Meister
werke eingefügt.
Es wird uns wohl der Nachweis erspart werden, daß das vorliegende
Buch aus einer mehrjährigen Praxis hervorgegangen, und zwar dem Ermessen
der Verfasser gemäß zunächst und vorwiegend für die Oberklassen Höherer
Mädchenschulen bestimmt ist, ohne daß wir damit eine Verwendbarkeit des-
selben an anderen höheren Lehranstalten ausschließen möchten. Wenn tum
auch die Verfasser in der Gemeinschaftlichkeit der Arbeit eine Art von Gewähr
gegen Einseitigkeit erblickten, so werden sie doch, sowohl im Hinblick auf die
Schwierigkeit der Sache, als auf die Mannigfaltigkeit der Ansichten und
Wünsche sich keineswegs irgend welchen, auf Sachverständnis und schulmännische
Erfahrungen gegründeten Ausstellungen und Bemängelungen verschließen. —
Eine ganz besondere Erschwerung für die Verfaffer eines Lehrbuches, die sich
nicht gerne Mangel an Sorgfalt vorwerfen lassen möchten, liegt in einem
Nebenuinstaud, der oft ganz empfindlich ins Gewicht fällt. Es ist die Ortho¬
graphie, deren Neugestaltung man mit Recht als eine Errungenschaft von
bis jetzt noch recht fraglichem Werte bezeichnet hat. Man vermißt in ihr
diejenige innere Folgerichtigkeit, welche die Rechtschreibung in jedem Einzelfall
leicht und einleuchtend macht, und da zudem von den verschiedenen Be-
Hörden, sowie von der Presse, amtliche Zeitungsblätter mitinbegriffeu, die
neue Orthographie nach Belieben entweder angewandt oder nicht angewandt
wird, so hat sich noch lediglich keine Gewöhnung bilden können, welche die
Schreibweise einzelner Wörter beglaubigen könnte. Man trifft deshalb sogar
iit den Allerneuesten Schulbüchern einen Mischmasch von Schreibart, der ge¬
radezu verwirrend ist. Bei der Geschichte des Altertums kommt noch die Über¬
tragung griechischer und lateinischer Namen hinzu, bei welcher ebensowenig
einheitliche Übung anzutreffen ist. Um nicht ins Absonderliche zu verfallen,
glaubten wir uns im allgemeinen an eines der volkstümlichsten größeren
Geschichtswerke hatten zu sollen und haben dazu die von Dr. Jäger besorgte
neueste Auflage von Schlossers Weltgeschichte gewählt. Bei der lateinischen
Orthographie war uns Brambachs Hülssbüchlein (3. Auflage Leipzig 1884)
maßgebend, dessen Vorschriften wir thunlichst mit der amtlichen Rechtschreibung
zu vereinigen suchten (z. B. Jupiter, Parnasos — Parnaß, dagegen Erinyen,
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