Full text: Die deutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815

5. Die Schlacht bei Lützen oder Groß-Görschen. 13 
und ob ihr Hauptheer wohl dieses Weges ziehe, zu erkunden. Der französische 
Marschall Besseres, Generaloberster der Garden, ritt eben mit den 
Plänkerern vor, um den Augrisf zu leiten; da riß ihn eine Kanonenkugel, 
von den Höhen herabgeschossen, entseelt vom Pserde. Der Fall eines 
ihrer ersten Anführer hätte die jungen Soldaten erschrecken können; der 
Leichnam wurde daher mit einem weißen Tuche bedeckt und niemand 
redete weiter von der Sache. So war es die Sitte im französischen 
Heere; der Tod war ein so bekannter Gast, daß seiner nicht lange gedacht 
wurde; und wen er einmal weggemäht, der wurde, wenn er nicht ein sehr 
bedeutender Mann gewesen, in dem Sturme der Begebenheiten bald vergessen. 
Napoleons Heer zog weiter, nach Lützen zu. Er selbst nahm hier 
sein Nachtlager und erkundigte sich am nächsten Morgen sehr angelegent- 
tich nach der großen Lützner Schlacht vor fast zweihundert Iahren, m 
welcher die Schweden gegen Wallenstein stritten; noch wußte er nicht, daß 
er an diesem Tage hier auch eine Schlacht halten sollte, nahe bei dem 
selben Feldern, wo Gustav Adolph fiel. Als er nun aber aufgebrochen 
war und weiter nach Leipzig zog, schallte ihm auf einmal ein heftiger 
Geschützesdonner, rückwärts in seiner rechten Flanke, nach. 
Die Preußen und Russen hatten Napoleons Absicht, vor allen Dingen 
erst Leipzig zu gewinnen und sie von der Elbe abzuschneiden, wohl durch- 
schaut; und weil sie ihm sein altes Spiel nicht lassen wollten, da er sich 
immer sein Schlachtfeld selber wählte,'so beschlossen sie, ihn unerwartet 
am 2. Mai auf dem Zuge anzugreifen, während er glaubte, sie könnten 
erst am folgenden Tage zur Schlacht fertig sein. Um Mittag dieses 
Tages drangen sie plötzlich mit aller Kraft gegen die Dörfer Groß- und 
Klein-Götschen, Rhana und Kaja, die der Marschall Ney noch besetzt 
hatte, heran. Auf einer Anhöhe hinter Groß-Görschen hielten der Kaiser 
Alexander und der König Friedrich Wilhelm, den Gang des großen Kampfes 
zu beobachten. Ihr Anblick begeisterte die Krieger zur höchsten Tapferkeit. 
Zuerst erstürmte der unerschrockene Blücher mit seinen Preußen Groß- 
Götschen, und um die anderen Dörfer erhob sich bald ein mörderischer 
Kamps. Den Franzosen war das Schlachtfeld günstig, denn die dicht 
neben einander liegenden Dörfer und die Wiesen, von Hecken und Gräben 
durchschnitten, boten ihrem Fußvolke, worin ihre Stärke war, allenthalben 
feste Stellung an; die zahlreiche und treffliche Reiterei der Verbündeten 
dagegen hatte wenig Gelegenheit, den Kampf entscheiden zu helfen. Dennoch 
siegte überall die ungestüme Tapferkeit der Preußen und Russen; die meisten 
der Dörfer wurden mit Sturm genommen und die Franzosen wichen zurück. 
In diesem Augenblick kam Napoleon, der mit seinen Garden und anderen 
Hausen vom Wege nach Leipzig umgekehrt war, auf dem Schlachtfelde an. 
Unaufhaltsam trieb er seine Scharen den angegriffenen Flecken zu. Er 
selbst ritt an bie Reihen, sprach ihnen zu unb setzte sich bem feindlichen 
Feuer mehr als jemals aus; denn er wußte wohl, daß an dem Ausgange 
dieser Schlacht der Mut seines Heeres und die Behauptung von Deutsch- 
laud hing. Von neuem wurde mit der höchsten Erbitterung um die Dörfer 
gestritten, so daß bald der eine, bald der anbere Teil in ihrem Besitze 
war. Oft konnte nur bie Hälfte.eines Porfes erobert werben unb bie 
no di schule 
f r Internationalt 
n' r che Forschung 
Frankfurt/Maia y
	        
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