5. Die Schlacht bei Lützen oder Groß-Görschen. 13
und ob ihr Hauptheer wohl dieses Weges ziehe, zu erkunden. Der französische
Marschall Besseres, Generaloberster der Garden, ritt eben mit den
Plänkerern vor, um den Augrisf zu leiten; da riß ihn eine Kanonenkugel,
von den Höhen herabgeschossen, entseelt vom Pserde. Der Fall eines
ihrer ersten Anführer hätte die jungen Soldaten erschrecken können; der
Leichnam wurde daher mit einem weißen Tuche bedeckt und niemand
redete weiter von der Sache. So war es die Sitte im französischen
Heere; der Tod war ein so bekannter Gast, daß seiner nicht lange gedacht
wurde; und wen er einmal weggemäht, der wurde, wenn er nicht ein sehr
bedeutender Mann gewesen, in dem Sturme der Begebenheiten bald vergessen.
Napoleons Heer zog weiter, nach Lützen zu. Er selbst nahm hier
sein Nachtlager und erkundigte sich am nächsten Morgen sehr angelegent-
tich nach der großen Lützner Schlacht vor fast zweihundert Iahren, m
welcher die Schweden gegen Wallenstein stritten; noch wußte er nicht, daß
er an diesem Tage hier auch eine Schlacht halten sollte, nahe bei dem
selben Feldern, wo Gustav Adolph fiel. Als er nun aber aufgebrochen
war und weiter nach Leipzig zog, schallte ihm auf einmal ein heftiger
Geschützesdonner, rückwärts in seiner rechten Flanke, nach.
Die Preußen und Russen hatten Napoleons Absicht, vor allen Dingen
erst Leipzig zu gewinnen und sie von der Elbe abzuschneiden, wohl durch-
schaut; und weil sie ihm sein altes Spiel nicht lassen wollten, da er sich
immer sein Schlachtfeld selber wählte,'so beschlossen sie, ihn unerwartet
am 2. Mai auf dem Zuge anzugreifen, während er glaubte, sie könnten
erst am folgenden Tage zur Schlacht fertig sein. Um Mittag dieses
Tages drangen sie plötzlich mit aller Kraft gegen die Dörfer Groß- und
Klein-Götschen, Rhana und Kaja, die der Marschall Ney noch besetzt
hatte, heran. Auf einer Anhöhe hinter Groß-Görschen hielten der Kaiser
Alexander und der König Friedrich Wilhelm, den Gang des großen Kampfes
zu beobachten. Ihr Anblick begeisterte die Krieger zur höchsten Tapferkeit.
Zuerst erstürmte der unerschrockene Blücher mit seinen Preußen Groß-
Götschen, und um die anderen Dörfer erhob sich bald ein mörderischer
Kamps. Den Franzosen war das Schlachtfeld günstig, denn die dicht
neben einander liegenden Dörfer und die Wiesen, von Hecken und Gräben
durchschnitten, boten ihrem Fußvolke, worin ihre Stärke war, allenthalben
feste Stellung an; die zahlreiche und treffliche Reiterei der Verbündeten
dagegen hatte wenig Gelegenheit, den Kampf entscheiden zu helfen. Dennoch
siegte überall die ungestüme Tapferkeit der Preußen und Russen; die meisten
der Dörfer wurden mit Sturm genommen und die Franzosen wichen zurück.
In diesem Augenblick kam Napoleon, der mit seinen Garden und anderen
Hausen vom Wege nach Leipzig umgekehrt war, auf dem Schlachtfelde an.
Unaufhaltsam trieb er seine Scharen den angegriffenen Flecken zu. Er
selbst ritt an bie Reihen, sprach ihnen zu unb setzte sich bem feindlichen
Feuer mehr als jemals aus; denn er wußte wohl, daß an dem Ausgange
dieser Schlacht der Mut seines Heeres und die Behauptung von Deutsch-
laud hing. Von neuem wurde mit der höchsten Erbitterung um die Dörfer
gestritten, so daß bald der eine, bald der anbere Teil in ihrem Besitze
war. Oft konnte nur bie Hälfte.eines Porfes erobert werben unb bie
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