44 Das Jahr 1813.
„9hm," sprach der tapfere Horn*), „so wollen wir einmal ein Hurra
machen!" Und mit lautem Hurra, im beständigen Laufe, ließ er sein
Fußvolk auf die feindliche Infanterie und ihre Batterien links vom Dorfe
mit dem Bajonette eindringen. Ehe sie dreimal feuern konnten, waren
die Kanonen -genommen und die feindlichen Reihen wichen bestürzt zurück.
Ihre Bestürzung war durch das Auffliegen mehrerer Pulverwagen in ihrer
Mitte vermehrt worden, welche von den Preußen in Brand geschossen
waren. Die letzteren stießen in ihrem Bordringen auch auf Napoleons
Gardemariniers, auf welche er großes Vertrauen gesetzt hatte. Allein auch
sie vermochten dem ungestümen Angriff nicht zu widerstehen, und zu ihrem
Verderben kamen in diesem entscheidenden Augenblicke die mecklenburgischen
Husaren von hinten, stürzten sich in die Vierecke hinein und hieben und
ritten nieder, was ihnen im Wege war. Jene Gardebataillone sind an
dieser Stelle vernichtet worden. Nun war nichts mehr, was die vor-
dringenden Reihen aufhalten konnte; sie blieben in ihrem Siegeszuge, bis
die Franzosen über die Partha geworfen waren; und als die Russen unter
Sacken in der Dämmerung eilig herankamen, hatte die tapfere Preußen-
schar den Sieg schon errungen und dem Feinde nn fünfzig Kanonen und
mehrere andere Siegeszeichen abgewonnen. — Auch Langeron hatte mit
seinen Russen indes tapfer um Groß- und Klein-Wiederitzsch gekämpft
tmi) die Dörfer nebst dreizehn Kanonen im Sturme erobert. Marmout
aber fand sich am Abende mit seinem sehr hart geschlagenen Heerhausen
bis dicht an Leipzig hinangedrängt.
Jetzt ruhte rings umher der Donner der Schlacht und die furcht-
baren Feuerschlünde kühlten sich schweigend ab. Statt ihrer loderten
tausend große und kleine Feuer im weiten Kreise um Leipzig durch die
schwarze Nacht empor. Acht Dörfer und Städtchen schlugen in Flammen
zum Himmel auf: Eutritzsch, Lindenau, Markkleeberg, Dölitz, Liebertwolk-
witz, Seifsertshaiu, Gröbern und Wachau; dazwischen brannten die uuzäh-
ligen Wachtfeuer der großen Heere, die auf dem engen Räume weniger
Stunden zusammengedrängt waren. Viele Tausende schliefen auf diesen
Feldern den festen Todesschlaf, viele Tausende kämpften mit herben Schmerzen
und erflehten sich den Tod als eine Gnade statt ihrer Martern; — das
war das Werk des Einen, an.dessen eisernem (Hemüte der Jammer der
Menschheit ungestört vorüberzog, und der auch jetzt entschlossen war, noch
kein Ende des Mordens zu macheu.
Z)er 17. Hktoöer.
Zwar versuchte Napoleon an dem folgenden Tage von neuem die
Künste der List, um die Verbündeten zu trennen, oder einen Stillstand
der Waffen zu erhalten, der ihn aus seiner schlimmen Stellung befreite.
Aber was er auch durch den Grafen Meerveldt, den er an den Kaiser
*) Durch eine besondere Gunst des Schicksals war es dem General Horn
vorbehalten, an diesem Tage so wesentlich zur glücklichen Entscheidung beizutragen,
aus demselben Schlachtfelde, wo 1631 sein Namensvetter Gustav Horn, Anfuhrer
des linken schwedischen Flügels, so tapfer mit seinem Fußvolk gegen Pappenheims
Reiter focht und den Tag rühmlich entscheiden half.