Full text: Die deutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815

44 Das Jahr 1813. 
„9hm," sprach der tapfere Horn*), „so wollen wir einmal ein Hurra 
machen!" Und mit lautem Hurra, im beständigen Laufe, ließ er sein 
Fußvolk auf die feindliche Infanterie und ihre Batterien links vom Dorfe 
mit dem Bajonette eindringen. Ehe sie dreimal feuern konnten, waren 
die Kanonen -genommen und die feindlichen Reihen wichen bestürzt zurück. 
Ihre Bestürzung war durch das Auffliegen mehrerer Pulverwagen in ihrer 
Mitte vermehrt worden, welche von den Preußen in Brand geschossen 
waren. Die letzteren stießen in ihrem Bordringen auch auf Napoleons 
Gardemariniers, auf welche er großes Vertrauen gesetzt hatte. Allein auch 
sie vermochten dem ungestümen Angriff nicht zu widerstehen, und zu ihrem 
Verderben kamen in diesem entscheidenden Augenblicke die mecklenburgischen 
Husaren von hinten, stürzten sich in die Vierecke hinein und hieben und 
ritten nieder, was ihnen im Wege war. Jene Gardebataillone sind an 
dieser Stelle vernichtet worden. Nun war nichts mehr, was die vor- 
dringenden Reihen aufhalten konnte; sie blieben in ihrem Siegeszuge, bis 
die Franzosen über die Partha geworfen waren; und als die Russen unter 
Sacken in der Dämmerung eilig herankamen, hatte die tapfere Preußen- 
schar den Sieg schon errungen und dem Feinde nn fünfzig Kanonen und 
mehrere andere Siegeszeichen abgewonnen. — Auch Langeron hatte mit 
seinen Russen indes tapfer um Groß- und Klein-Wiederitzsch gekämpft 
tmi) die Dörfer nebst dreizehn Kanonen im Sturme erobert. Marmout 
aber fand sich am Abende mit seinem sehr hart geschlagenen Heerhausen 
bis dicht an Leipzig hinangedrängt. 
Jetzt ruhte rings umher der Donner der Schlacht und die furcht- 
baren Feuerschlünde kühlten sich schweigend ab. Statt ihrer loderten 
tausend große und kleine Feuer im weiten Kreise um Leipzig durch die 
schwarze Nacht empor. Acht Dörfer und Städtchen schlugen in Flammen 
zum Himmel auf: Eutritzsch, Lindenau, Markkleeberg, Dölitz, Liebertwolk- 
witz, Seifsertshaiu, Gröbern und Wachau; dazwischen brannten die uuzäh- 
ligen Wachtfeuer der großen Heere, die auf dem engen Räume weniger 
Stunden zusammengedrängt waren. Viele Tausende schliefen auf diesen 
Feldern den festen Todesschlaf, viele Tausende kämpften mit herben Schmerzen 
und erflehten sich den Tod als eine Gnade statt ihrer Martern; — das 
war das Werk des Einen, an.dessen eisernem (Hemüte der Jammer der 
Menschheit ungestört vorüberzog, und der auch jetzt entschlossen war, noch 
kein Ende des Mordens zu macheu. 
Z)er 17. Hktoöer. 
Zwar versuchte Napoleon an dem folgenden Tage von neuem die 
Künste der List, um die Verbündeten zu trennen, oder einen Stillstand 
der Waffen zu erhalten, der ihn aus seiner schlimmen Stellung befreite. 
Aber was er auch durch den Grafen Meerveldt, den er an den Kaiser 
*) Durch eine besondere Gunst des Schicksals war es dem General Horn 
vorbehalten, an diesem Tage so wesentlich zur glücklichen Entscheidung beizutragen, 
aus demselben Schlachtfelde, wo 1631 sein Namensvetter Gustav Horn, Anfuhrer 
des linken schwedischen Flügels, so tapfer mit seinem Fußvolk gegen Pappenheims 
Reiter focht und den Tag rühmlich entscheiden half.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.