IV
Physik.
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12. Die Strahlung der Wärme.
Man bestimmt die Wärme in der Nähe eines stark geheizten Ofens mit
Hilfe des Thermometers. Darauf stellt man einen Ofenschirm zwischen Wärme¬
quelle und Wärmemesser. Die Quecksilbersäule sinkt. Sie müßte unverändert
bleiben, wenn die Wärme ihr durch die Luft zugeführt worden wäre. Die
Wärme verbreitet sich aber auch, ohne die dazwischenliegenden Körper zu
erwärmen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Wärmestrahlung. Auch
die Sonnenwärme verbreitet sich ohne Vermittlung der Luft. Deshalb ist
es „in der Sonne" wärmer als im Schatten. In hohen Luftschichten ist es
sehr kalt.
Dicht vor dem Ofenschirme ist keine Wärmestrahlung zu beobachten. Ihre
Wirkung zeigt sich aber in der Verlängerung der geraden Linien, die man
vom Ofen über die Ecken des Ofenschirmes zieht.
Die Wärme strahlt nach allen Seiten in geraden Linien aus.
Deshalb schützen wir uns durch Sonnenschirme und Hüte mit breiten
Rändern gegen lästige Wärmestrahlen.
Des Mittags fallen die Sonnenstrahlen steil auf die Erde. Sie erregen
größere Wärme als am Abend und Morgen. Am Bergeshange schmilzt der
Schnee schneller als in der Ebene, auf schrägen Dächern
früher als auf der Straße. — Hält man die Hand so gegen
den geheizten Ofen, daß sie von den Wärmestrahlen
rechtwinklig getroffen wird, so kann man die Hitze nur
kurze Zeit ertragen. Läßt man auf die abgekühlte Hand
die Wärmestrahlen unter einem schiefen Winkel fallen,
so erwärmt sie sich nur allmählich. Bein: ersten Ver¬
suche (Fig. 43a—b) fallen mehr Wärmestrahlen auf
die Handfläche als beim zweiten (Fig. 43 a—o).
Je steiler die Wärmestrahlen auffallen, desto
größer ist die Erwärmung.
Deshalb bepflanzt man nach Süden gekehrte Berg¬
abhänge mit Wein. Wie erklärt sich die Entstehung der
fünf Zonen auf der Erdoberfläche?
Im Sommer trägt man helle, im Winter dunkle Kleider. — Von zwei gleich¬
großen Trinkgläsern wird das eine mit weißem, das andre mit schwarzem
Papier umwickelt. Beide werden mit gleich viel kaltem Wasser gefüllt und
„in die Sonne" gestellt. Das Thermometer zeigt nach kurzer Zeit, daß die
Fllissigkeit im schwarzen Gefäße wärmer als die im andern ist.
Dunkle Körper nehmen die Wärmestrahlen schneller auf als helle.
Deshalb tragen die Soldaten in unsern Kolonien weiße Tropenanziige.
Das bayrische Bier wird in hellfarbigen Eisenbahnwagen verschickt.