Full text: Thüringer Sagen und Nibelungensage (Teil 1)

— 20 — 
schluß, Vergebung für seine und seines Weibes Sünde zu erlangen. Er 
hat also seine schwere Sünde erkannt und bereut und will ein frommes 
Leben führen. Um sich dazu vorzubereiten, macht er eine Wallfahrt 
nach Rom und fragt den Papst, was er thun soll. 
2. Was meint ihr zu dem Gelübde Ludwigs? — Das war ein 
rechtes Gelübde. Ludwigs Reue war so tief, daß er dem Papste ver¬ 
sprach, ein Kloster zu bauen, so daß jedermann sehen konnte, wie ernst 
er es mit der Buße nahm; er war sofort dazu bereit, denn er wollte 
sich auch Gott dankbar erweisen, daß er Frieden gesunden hatte. Und 
er glaubte nach der Anschauung der damaligen Zeit fest, in rechter 
Weife Buße gethan zu haben. 
3. Ist Ludwig in seinem Entschlüsse auch nicht wankend geworden? — 
Nein er führte alles, was ihm der Papst gesagte hatte, aus. Er blieb 
fest. Er legte die Regierung nieder, zog sich von der Welt zurück, erbaute 
das Kloster, und wir dürfen nicht zweifeln, daß er gut und fromm 
geworden ist. 
4. Hat wohl der liebe Gott Ludwig die Sünden vergeben? — 
Einem reuigen Sünder vergiebt Gott die Sünden. 
III. 1. Auch hier haben wir es mit einem Entschluß, einer Vorbereitung 
und einer Ausführung zu thun! — Aber hier nicht, wie bei der Flucht vom 
Giebichenstein, mit Lug und Trug. Ludwig konnte hierbei auch zu Gott 
beten, wie es Elieser, der fromme Knecht Abrahams, that. Solche Ge¬ 
bete sind Gott recht.*) 
2. Wir kennen zwei Gelübde Ludwigs. — Das erste auf dem Giebichen¬ 
stein, das zweite in Rom. Das erste hat uns mißfallen, denn er hoffte, 
Gott werde ihm dafür bei der Flucht beistehen, und diese war noch da¬ 
zu ein Unrecht. Das zweite hat uns gefallen, denn er übernahm es 
willig und wollte Gott dankbar fein. (Dazu IV, 1.) 
3. Der Kirchenbau zu Sangerhaufen — der Klosterbau zu Reiuharts- 
brunn: Falsche Frömmigkeit — rechte Frömmigkeit. Früher war Lud¬ 
wigs Herz sündhaft; als er Buße that, wurde es rein. (Hier ist IV, 
2 anzuschließen.) 
4. Gott vergab auch dem Kain seine schwere Sünde. (Hierzu IV, 3.) 
5. Unternehmen wir evangelischen Christen auch Wallfahrten? — 
Nein, wir glauben, daß wir die Buße nicht äußerlich zu zeigen brauchen; 
wir glaubeu, daß Gott uns unsere Sünden aus Gnade vergiebt, wenn 
wir sie ernstlich bereuen. (Dazu IV, 4.) 
IV. 1. „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde!" 
2. (War er gewiß, daß Gott ihm vergebe? — Ludwig wird Gott 
um diese Gewißheit gebeten haben. Wird Gott ihn verworfen haben? 
— Nein, denn Gott ist allgütig.) Ich will euch einen Spruch sagen, 
den Ludwig wohl gebetet haben mag: 
„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gieb mir einen neuen, 
*) Ebenso wie auf allen Stufen, können auch auf der III. Stufe Associationen 
auftreten, ohne zu einem System zu führen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.