Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Napoleons Sturz. 
§ 77. 78. 
Tagemärsche hinaus vollständig verwüstet; die Nächte mußten im Biwak 
nuter freiem Himmel zugebracht werden. Die Angriffe der Russen er- 
schwerten den Marsch. Schon Anfang November trat Schneefall und 
eisiger Nordwind ein. Fast alle Pferde fielen, der Troß und die Artillerie 
blieben daher aus Mangel an Bespannung stehen. Tausende erlagen den 
Leiden des Hungers, der Kälte und den Strapazen oder fielen in Gefangen- 
Beresina. schaft. An der Beresina verlegte ein russisches Heer, das von Süden 
herangezogen war, der Armee den Weg. Unter furchtbaren Anstrengungen 
• wurde eine Brücke geschlagen und nach schweren Kämpfen, gedeckt durch 
Ney, den „Tapfersten der Tapferen", der Übergang erzwungen. Aber 
nach diesem letzten Erfolge lösten sich bei erneuter Kälte die Reste des 
Heeres in regellose Haufen von Flüchtlingen auf. Napoleon überließ sie 
ihrem Schicksal und eilte zu Schlitten nach Paris. Durch das 29. Bulletin 
(vom 3. Dezember) erfuhr inzwischen die Welt das fürchterliche Schicksal 
der Großen Armee. 
Die deutschen Befreiungskriege. 
§ 78. Die Erhebung in Preußen. Nachdem Jorck mit seinem 
Korps an dem Kampfe des linken Flügels teilgenommen hatte, erhielt er 
auf dem Rückzüge den Auftrag, die französische Armee gegen ihre Verfolger 
zu decken. Er war jedoch nicht gewillt, sich noch länger für die Franzosen 
aufzuopfern, und glaubte im Sinne seines Königs zn handeln, als er am 
„^"utoigm30. Dezember 1812 in der Poscheruuer Mühle bei Tauroggen mit dem 
30.Dez.i8i2.russischen General Diebitsch eine Konvention abschloß, wonach sich sein 
Korps zwischen Meinet und Tilsit lagern und so lange neutral bleiben 
sollte, bis der König eine endgültige Bestimmung über die Stellung der 
preußischen Truppen getroffen hätte. Hiermit geschah der erste Schritt 
zur Befreiung des Vaterlandes. 
Erhebung v. Gegen die Wünsche der Altrussen ließ sich Alexander durch Stein 
Ostpreußen. ^ur Forschung des Kampfes über die Grenzen feines Landes hinaus be- 
stimmen. Als darauf die Russen in Königsberg einrückten, wurden sie 
mit Jubel als Befreier begrüßt, und wieder erhob sich jetzt wie in Spanien, 
Tirol und Rußland ein ganzes Volk, um alles au feine Befreiung zu 
setzen. Unter der Führung patriotischer Männer, wie des Oberpräsidenten 
von Schön, der Grafen Auerswald und Dohna, trat der Landtag 
der Provinz in Königsberg zusammen und beschloß auf den Vorschlag 
Aorcks, ein Landwehrkorps zu errichten. Die Provinz rief die Freiwilligen 
zu den Waffen und bildete außerdem einen Landsturm. 
Der Rönig Am 22. Januar verließ der König Potsdam, wo feine Sicherheit 
in Breslau. Nähe der Franzofen gefährdet war, und begab sich nach Breslau. 
Hier erließ er am 3. Februar den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jäger¬ 
korps. Am 28. Februar wurde in Kalisch zwischen Preußen und Ruß- 
land ein Bündnis zn gemeinsamer Fortführung des Krieges abgeschlossen. 
Am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise, stiftete Friedrich 
Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Nachdem sodann am 15. März
	        
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