Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§ 82. 83. Die Herrschaft der Hundert Tage und der zweite Pariser Friede. 
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Das Verlangen der deutschen Patrioten nach Wiederherstellung des Der Deutsche 
Deutschen Reiches unter einem Kaiser wurde nicht erfüllt. Nur ein $unb' 
dürftiges Band der Einheit stellte die Deutsche Bundesakte vom Jahre 
1815 her. Darin vereinigten sich die souveränen Fürsten und freien 
Städte Deutschlands zu einem beständigen Bunde. An diesem „Deutschen 
Bunde" nahm Österreich nur mit seinen deutschen Staaten, Preußen nur 
mit seinen ehemals zum Reiche gehörenden Provinzen teil. Der König 
von Dänemark gehörte ihm als Herzog von Holstein, der König der 
Niederlande als Großherzog von Luxemburg und der König von Eng- 
land als König von Hannover an. Der Zweck des Bundes war, die 
äußere und innere Sicherheit Deutschlands und die Unabhängigkeit und 
Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten zu erhalten; seine Angelegen- 
heiten wurden durch den Bundestag in Frankfurt a. M. wahrgenommen, 
in dem alle seine Glieder durch ihre Bevollmächtigten vertreten waren. 
§ 83. Die Herrschaft der Hundert Tage und der zweite Pariser Friede. 
Rückblick auf die Zeit Napoleons. Im März 1815, als die Spannung 
auf dem Wiener Kongreß aufs höchste gestiegen war, verließ Napoleon Elba 
und landete in Cannes (Südfrankreich). So wenig hatte sich die neue e r' 
Herrschaft der Bourboueu beliebt gemacht, daß er, ohne nennenswerten 
Widerstand zu finden, schon drei Wochen später in Paris einziehen konnte. 
Dieses Ereignis stellte sofort die Einigkeit unter den verbündeten 
Fürsten wieder her. Es wurde eine Achtserklärung gegen Napoleon 
ausgesprochen und ein gemeinsamer Krieg beschlossen. 
Napoleon bildete aus seinen alten Soldaten, die aus deutscher und 
russischer Gefangenschaft inzwischen zurückgekehrt waren, eine Armee und 
versammelte sie an der Nordostgrenze. Von den Verbündeten trafen zu- 
erst Wellington mit einem Heere, das etwa je zu einem Drittel aus 
Deutschen, besonders Hannoveranern und Braunschweigern, Niederländern 
und Engländern bestand, und Blücher mit vier preußischen Korps in den 
Niederlanden ein. Die beiden Heere lagen weit auseinandergezogen im Quar- 
tier, als Napoleon die belgische Grenze überschritt und in der Schlacht bei 
St gut) am 16. Juni die preußische Armee, die sich nur zum Teil hatte Ligny 
versammeln können, besiegte; durch einen Sturz mit dem Pferde geriet 16,3um' 
Blücher selbst in die größte Lebensgefahr. Den Rückzug der preußischen 
Armee leitete Gneifenau auf Wawre so, daß es möglich war, schon 
zwei Tage später in den Entscheidungskampf von Belle-Alliance ein- 
zugreifen. Hier, einen Tagemarsch südlich von Brüssel, hatte Wellington 
auf mehreren Hügeln eine zur Verteidigung vorzüglich geeignete Stellung 
eingenommen, nachdem er am Tage der Schlacht bei Ligny über Ney bei 
Quatrebras gesiegt hatte.1 Napoleon hatte die Verfolgung der Preußen Quatrebras. 
einem Korps unter Grouchy übertragen und die übrigen Truppen 
Wellington gegenüber vereinigt. Erst am Mittag des 18. Juni gab er 
1 Hier fiel Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (§ 72), der in Spanien 
gekämpft hatte und 1813 in sein Land zurückgekehrt war.
	        
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