- 124 —
im Jahre 1841 die Aufhebung sämmtlicher Klöster in Aargau,
unter denen sich auch das reiche Kloster Muri befand, und
bestimmte deren Güter zu Zwecken des Unterrichts und der
Wohlthätigkeit. Dieses rücksichtslose Vorgehen rief unter den
Katholiken die größte Erbitterung hervor. Die sieben katho-
tischen Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug,
Freiburg und Wallis verbanden sich zu gemeinschaftlicher Ver-
theidigung, stürzten in Luzern die liberale Regierung und
zogen zur Kräftigung des conservativen Elementes die Jesuiten
heran. Ein unternehmender Bauer, Leu, und Sigwart-Müller,
der bisher zu den Radicalen gehalten, standen an der Spitze.
Nun verbanden sich die Radicalen der übrigen Kantone zur
Vertreibung der Jesuiten aus der Schweiz. Aber ein Frei-
schaarenzug unter Anführung Ochsenbeins aus Bern schlug
fehl (1845). Die sieben Kantone forderten nach ihrem Siege
von der Tagsatzung nicht nur die Bestrafung der Kantone,
die jenen Freischärlern den Auszug nicht gewehrt hatten,
sondern auch Wiederherstellung der Klöster, und schlössen, da
ihnen nicht willfahrt wurde, gegen etwaige Angriffe den so-
genannten Sonderbund. Dagegen faßte die Tagsatzung im
Juli 1847 den Beschluß, der Sonderbund sei mit dem
Bundesvertrage unvereinbar, und bald darauf wurde die
Exemtion gegen denselben und die Ausweisung der Jesuiten
verfügt.
Da die Sonderbündler. von Sigwart-Müller angefeuert
und von den auswärtigen Mächten, die ihren Bund begünstig-
ten, heimlich mit Geld und Waffen unterstützt, dem Bundes-
beschlufse den Gehorsam weigerten, so kam am 4. November
1847 der Religions - und Bürgerkrieg zum Ausbruch. Der
Bund, der auf Englands Rath den Krieg rasch zu beendigen
suchte, übertrug dem Genfer General Dufour den Oberbefehl
über das Bundesheer. Dieser überzog mit überlegener Macht
die Kantone Freiburg *) und Zug und nahm nach dem Siege
bei Gislikon über das Sonderbundsheer (23. Nov.) Luzern
*) Dufour nahm diese Stadt durch Kapitulation, aber seine Sol¬
dateska verübte so schändlichen Unfug an Personen und (Äebänden, daß
Dufour selbst klagte, die Aufführung seiner Truppen sei eine Schande,
die er einer verlorenen Schlacht gleich setze.