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Feindseligkeiten übten, wurde ein neuer Krieg Englands und
Frankreichs nöthig, um den Uebermuth und die Treulosigkeit
„des himmlischen Reichs der Mitte" noch schärfer zu züchtigen
(1860). Die Verbündeten eroberten die Peiho-Forts und
drangen bis Peking vor, wo die Franzosen den kaiserlichen
Sommerpalast ausplünderten, und erzwangen einen Frieden,
der das abgeschlossene Reich in den europäischen Verkehr
hineinzog. Japan hatte bereits 1854 seine Häfen den Eng-
ländern und bald darauf auch anderen Nationen geöffnet.
Auch in Amerika, Afrika und Australien nahm das bri-
tische Colonialwesen einen günstigen Fortgang. Unter-Canada,
dessen Bevölkerung zum großen Theil französischen Stammes
ist, drohte mit Losreißung, wurde aber durch die den Cana-
diern verliehene Verfassung von 1840 zur Ruhe gebracht.
Im Caplande erweiterte sich die britische Herrschaft immer
mehr und evangelische Missionsstationen sorgten für die Ver-
breitung des Christenthums. In Neuholland, Vandiemens-
land erfreuen sich die britischen Colonien einer raschen Ent-
Wickelung, nur tritt die Entdeckung der reichen Goldschätze den
Fortschritten höherer Bildung störend in den Weg.
XIV.
Die Türkei. Sultan Mahmud n. und Mehe-
med Ali, Vicekönig von Aegypten. — Ru߬
lands Panslavismus. Antagonismus zwischen
Rußland und England.
Nach dem Frieden von Adrianopel (vgl. V.) hatte sich
Sultan Mahmud II. die Aufgabe gestellt, das Heer nach
europäischer Weise zu organisiren und eine durchgreifendere
Ordnung in allen Zweigen der Verwaltung einzuführen, in
der Ueberzeugung, daß ohne solche Reformen das türkische
Reich seiner Auflösung unaufhaltsam entgegengehen müsse.
Zunächst galt es, die aufrührerischen Albanesen und Bosnier,
die ihm im Kriege gegen Rußland nur geringe Hülfe geleistet
hatten, zu unterwerfen. Das gelang endlich seinem Groß-
vezier Reschid Pascha, der eben so durch Schlauheit wie durch
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