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Paschalik von Aegypten unter türkischer Oberhoheit be-
gnügen.
Die Pforte war somit gerettet, hatte aber durch An-
rufung der fremden Mächte den offensten Beweis ihrer Ohn-
macht abgelegt. Frankreich hatte, indem es Mehemed Ali
fallen ließ und sich dem Londoner Vertrag unterwarf, allen
Einfluß im Oriente eingebüßt, während England seine Ab-
sichten in Betreff der Landenge Suez weiter verfolgen konnte.
Das gute Einverständniß zwischen Frankreich und England
war aufgelöst, zur größten Befriedigung Rußlands, das über-
Haupt aus dieser orientalischen Angelegenheit den größten
Gewinn zog. Durch den Vertrag vom 15. Juli 1840 waren
die Dardanellen wiederum für fremde Kriegsschiffe geschlossen
worden, und Rußland, im Besitz des schwarzen Meeres, konnte
von der Höhe von Sebastopol aus auf Konstantinopel wie
auf eine Beute herabsehen, die ihm seiner Zeit sicher zufallen
werde.
Seit diesem Ausgange der orientalischen Wirren trat
Rußlands Macht und politisches Ansehen immer stärker hervor.
Frankreich war durch den Parteikampf im Innern gelähmt
und mit England in gespanntem Verhältnissei Deutschland,
durch die Gegenbestrebungen Oestreichs und Preußens und
politische Meinungskämpfe geschwächt, sah mit Mißtrauen auf
seinen westlichen Nachbar. Rußland dagegen hatte seit der
Bezwingung Polens seine Heeresmassen immer mehr vergrößert
und vervollkommnet, und seine sich in Alles einmischende
Diplomatie trug überall die größten Erfolge davon. Zugleich
wußte es nationale und religiöse Mittel in Bewegung zu
setzen, um auf andere Völker einzuwirken. Von ihm ging die
Idee des Panslavismus aus, welche eine Verbindung der
einzelnen slavischen Stämme beabsichtigte, die durch die Stamm-
Verwandtschaft mit Rußland zu diesem herangezogen werden
sollten. Wie diese Idee durch Schriften unter den slavischen
Völkerschaften verbreitet wurde, so suchte man nicht weniger
auch eine religiöse Idee in den Vordergrund zu schieben und
für Rußlands Interessen auszubeuten. Dieser Idee zufolge
ist die morgenländische Kirche, zu welcher die russische gehört,
die einzig wahre und rechtmäßige, der Czar der Nachfolger
der oströmischen Kaiser, jener Constantine, die einst über