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Ereignisse der letztem Zeit.
30- Die Ereignisse der letzter» Zeit.
Die ungezügelten Freiheitsbestrebungen, welche die französische
Revolution hervorgerufen, zeigten sich bald auch in andern Staaten,
wie Spanien, Portugal und Italien; sie wurden jedoch
durch kräftiges Entgegenwirken der übrigen europäischen Fürsten
möglichst niedergehalten. In diese Zeit fällt auch das todes-
muthige Ringen der Griechen gegen die Herrschaft der Türken.
Bereits 400 Jahre hatten sie den Druck derselben ertragen, —
da erwachte in ihnen die Sehnsucht, sich von ihm zu befreien
und wieder ein selbstständiges Reich zu bilden. An ihre Spitze
stellte sich der früher in russischen Diensten gestandene Alexander
Ipsilanti, dann dessen Bruder Demetrius Ppsilanti.
Von Seiten der Türken wurden die unerhörtesten Grausamkeiten
gegen die Aufständischen verübt; trotzdem setzten die Griechen mit
größtem Heldenmuth den Kämpf fort, bis ihnen Rußland, Eng¬
land und Frankreich zu Hülfe kamen. Die türkische Flotte wurde
bei Ravarin vernichtet, und ein Landheer der Russen drang un¬
aufhaltsam gegen Constantinopel vor. Dies veranlaßte die Türken,
im Frieden zu Adrianopel (1829) die Unabhängigkeit Griechen¬
lands anzuerkennen, welches seit dem ein neues constitutionelles
Königreich bildet. — Inzwischen waren in Frankreich wieder neue
Gährungen entstanden. Karl X., welcher Ludwig XVIII. auf
dem französischen Thron gefolgt war, suchte sie zu beschwichtigen,
indem er die Aufmerksamkeit des Volkes auf ein kriegerisches
Unternehmen gegen den Dei von Algier lenkte. Wohl freute
es sich über den glücklichen Erfolg seiner Waffen in der Eroberung
Algiers: allein die Gährungen im Innern des Landes dauerten
fort, bis sie endlich im Juli 1830 abermals in einer Revolution
sich Luft machten, deren Ausgang die Thronentsetzung Karls X.
war. Statt seiner wurde der Herzog Philipp von Orleans,
als Philipp I. (ein Sohn des Herzogs von Orleans, welcher
bei der frühern Revolution eine so verworfene Rolle gespielt hatte)
auf den französischen Thron berufen. In demselben Jahre (1830)
riß sich auch Belgien los von Holland, bildete ein selstständiges
Königreich und wählte sich zum eigenen Fürsten den Prinzen
Leopold von Koburg. Ein Versuch der Polen in dieser Zeit,
sich von Rußland unabhängig zu machen, mißglückte und hatte
die Erstürmung Warschaus von Seiten der Russen zur Folge.
Bereits zweimal waren bisher erschütternde Bewegungen 'von
Frankreich her über die übrigen europäischen Staaten losgebrochen,