Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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Frankreich den drei Mächten, Rußland, Oestreich und Preußen 
an, und 100,000 Mann Franzosen überschritten am 7. April 
1823 den Grenzfluß Bidassoa, um, wie Ludwig XVIII. er¬ 
klärte, den spanischen Thron einem Enkel Heinrichs IV. zu 
erbalten. An ihrer Spitze stand der Herzog von Angouleme, 
dem Generale aus Napoleons Schule beigegeben waren. 
Doch waren sich die liberalen Minister ihrer schlimmen 
Lage bewußt. Da das Heer in kläglicher Verfassung, die 
Finanzen erschöpft waren, so beschlossen die Cortes, gegen 
den eindringenden Feind einen Guerillakrieg zu führen, gaben 
Madrid auf und verlegten die Regierung nach Sevilla, wohin 
sie den König allem Widerstreben zum Trotz zu folgen zwangen. 
Aber die Masse des Volks verhielt sich gleichgültig gegen die 
Cortes und war noch eher durch die Geistlichkeit für die 
Franzosen gewonnen, die in dem geldarmen Lande alle 
Lieferungen wohl bezahlten und auch Bestechungen der Führer 
und Soldaten nicht verschmähten. Fast ohne Schwertstreich 
rückte das französische Heer, in Begleitung einer spanischen 
absolutistischen Junta, über Saragossa, das einst Napoleons 
Kriegern den heldenmütigsten Widerstand geleistet hatte, bis 
Madrid vor, in welchem der Herzog von Angoulöme am 24. Mai 
seinen feierlichen Einzug hielt. Er setzte alsbald eine Regent- 
sckast ein, an deren Spitze der Herzog von Jnfantado stand, um 
bis zur Befreiung des Königs das Land in absolutistischer 
Weise zu regieren. Jnfantado umgab sich mit einem Mini- 
sterium aus Anhängern des alten Königthums, und nun er- 
folgten Verhaftungen der Konstitutionellen und Güterein¬ 
ziehungen , während der Pöbel seinen Widerwillen gegen die 
Verfassung und sein Wohlgefallen an einem Umschwung der 
Dinge durch Plünderung der Häuser der Konstitutionellen und 
Mißhandlung derselben in rohester Weise an den Tag legte. 
Die Franzosen zogen gegen Sevilla, von wo sich die Cortes 
bei Annäherung des Feindes nach Cadix begaben und den 
König gewaltsam mit sich führten. Aber schon am 23. Juni 
standen die Franzosen vor Cadix, während sich in den nörd- 
lichen Gegenden die Generale Morillo und Ballesteros den 
Franzosen bereits ergeben hatten. Bald begann zu Wasser 
und zu Lande der Sturm auf die Stadt, deren Besatzung 
nur 12000 Mann ausmachte und deren Befestigungswerke
	        
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