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Frankreich den drei Mächten, Rußland, Oestreich und Preußen
an, und 100,000 Mann Franzosen überschritten am 7. April
1823 den Grenzfluß Bidassoa, um, wie Ludwig XVIII. er¬
klärte, den spanischen Thron einem Enkel Heinrichs IV. zu
erbalten. An ihrer Spitze stand der Herzog von Angouleme,
dem Generale aus Napoleons Schule beigegeben waren.
Doch waren sich die liberalen Minister ihrer schlimmen
Lage bewußt. Da das Heer in kläglicher Verfassung, die
Finanzen erschöpft waren, so beschlossen die Cortes, gegen
den eindringenden Feind einen Guerillakrieg zu führen, gaben
Madrid auf und verlegten die Regierung nach Sevilla, wohin
sie den König allem Widerstreben zum Trotz zu folgen zwangen.
Aber die Masse des Volks verhielt sich gleichgültig gegen die
Cortes und war noch eher durch die Geistlichkeit für die
Franzosen gewonnen, die in dem geldarmen Lande alle
Lieferungen wohl bezahlten und auch Bestechungen der Führer
und Soldaten nicht verschmähten. Fast ohne Schwertstreich
rückte das französische Heer, in Begleitung einer spanischen
absolutistischen Junta, über Saragossa, das einst Napoleons
Kriegern den heldenmütigsten Widerstand geleistet hatte, bis
Madrid vor, in welchem der Herzog von Angoulöme am 24. Mai
seinen feierlichen Einzug hielt. Er setzte alsbald eine Regent-
sckast ein, an deren Spitze der Herzog von Jnfantado stand, um
bis zur Befreiung des Königs das Land in absolutistischer
Weise zu regieren. Jnfantado umgab sich mit einem Mini-
sterium aus Anhängern des alten Königthums, und nun er-
folgten Verhaftungen der Konstitutionellen und Güterein¬
ziehungen , während der Pöbel seinen Widerwillen gegen die
Verfassung und sein Wohlgefallen an einem Umschwung der
Dinge durch Plünderung der Häuser der Konstitutionellen und
Mißhandlung derselben in rohester Weise an den Tag legte.
Die Franzosen zogen gegen Sevilla, von wo sich die Cortes
bei Annäherung des Feindes nach Cadix begaben und den
König gewaltsam mit sich führten. Aber schon am 23. Juni
standen die Franzosen vor Cadix, während sich in den nörd-
lichen Gegenden die Generale Morillo und Ballesteros den
Franzosen bereits ergeben hatten. Bald begann zu Wasser
und zu Lande der Sturm auf die Stadt, deren Besatzung
nur 12000 Mann ausmachte und deren Befestigungswerke