Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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Gablenz befehligt wurden. An der Spitze des Ganzen stand 
der Feldzeugmeister Benedek, ein geborner Ungar und Pro- 
testant, der seit dem Tage von Solserino für den ersten öst- 
reichischen Feldmarschall galt, und von dem man das Höchste 
erwartete. Benedek hatte sich bisher nur in untergeordneter 
Stellung ausgezeichnet und niemals ein ganzes Heer befehligt; 
jetzt sollte es sich entscheiden, ob er auch eine geniale und 
führte Feldherrnkunst zu entwickeln vermöge, die einem so 
schnellen und energischen Feinde, wie Preußen, gegenüber 
durchaus nöthig war. Auch fragte es sich, ob die einzelnen 
Corpsführer ihre Posten ausfüllen und dem protestantischen 
Obergeneral pünktlichen Gehorsam leisten würden, was von 
den Erzherzogen und Grafen nicht gerade behauptet wird. 
Die preußische Streitmacht stand, bis König Wilhelm selbst 
auf dem Kriegsschauplatz eintraf, nicht unter einem einzigen 
Oberbefehl, sondern war in drei Armeen getheilt: die erste 
unter dem Prinzen Friedrich Karl, die zweite unter dem 
Kronprinzen, die dritte (die Elbarmee) unter dem General 
Herwarth von Bittenfeld. Man erwartete, daß die Oestreicher 
die Offensive ergreifen und, zumal im Besitz einer zahlreichen 
Reiterei, aus dem böhmischen Kessel in die freie Ebene 
Schlesiens und der Mark Brandenburg hervortreten würden. 
Ganz Süddeutschland, die Mittelstaaten überhaupt, hatten 
ihre Hoffnungen auf Oestreich und sein streitbares Heer 
gerichtet, und die östreichische Presse hatte Alles aufgeboten, 
um dieses Vertrauen auf den Kaiserstaat und die Stärke seines 
Heeres zu erhöhen. Aber Oestreich hatte sich mit seinem 
Antrage in der Bundesversammlung vom 14. Juni übereilt; 
feine militärischen Vorbereitungen waren noch weit zurück, 
und es fehlte der Armee noch an manchen Bedürfnissen, deren 
Herbeischaffung längere Zeit erfordert hätte. Auch die mili¬ 
tärischen Verabredungen mit den süddeutschen Staaten nahmen 
einen sehr langsamen Verlauf. Benedek sah sich daher zur 
Defensive gezwungen; aber die östreichische Diplomatie schickte 
pomphafte Erklärungen in die Welt, um sie über die noch 
unvollendeten Rüstungen zu täuschen. Daher kam es, daß 
man in Süddeutschland mit Zuversicht einen Sieg der Oest¬ 
reicher erwartete.
	        
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