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zuges, der sich an ihn anlehnt. Mehrmals mußten die
Deutschen vor der sich immer verstärkenden Uebermacht
des Feindes weichen: unter furchtbaren Verlusten drangen sie
wieder vor und schlössen ihre gelichteten Reihen. Da übernahm
General v. Goeben das Commando und gab dem Angriff
gegen den rechten Flügel des Feindes eine mehr umfassende
Richtung und es gelang, die jenseitige Waldlisiere zu ge-
Winnen. Um aber Herr des Plateaus zu werden, war es
nöthig, Cavallerie und Artillerie hinaufzubringen. Was un-
möglich erscheint, ward in kürzester Frist verwirklicht. Die
schweren Geschütze klommen den Berg hinan, und trugen
durch die Präcision ihrer Schüsse wesentlich zum Gelingen
des Ganzen bei. Sämmtliche Batterien wurden unter den
einheitlichen Befehl des Generals von Bülow gestellt und
hielten das ganze Plateau unter Feuer. Der Feind machte
vier Frontangriffe, aber alle vier scheiterten an der unüber-
trefflichen Ruhe und Tapferkeit der Infanterie und an dem
mit höchster"PräcistM^ abgegebenem "Feuer der flankirend auf¬
gestellten Batterien. Nunmehr gingen die Deutschen zu einem
Offensivstoß in die linke Flanke des Feindes über, und dieser
gelang so vollkommen, daß der Feind nach Spicheren zurück-
geworfen wurde. Seine ganze Linie begann zu wanken, seine
Kraft war gebrochen, und er gab eine Position auf, die er für
uneinnehmbar gehalten hatte.
Die Nacht war hereingebrochen, und die erschöpften
Truppen ruhten von der Blutarbeit des Tages aus. Alle
Wege und Felder, die Abhänge und das Gestrüpp waren voll
zerschossener und zerfetzter Leichen, und die Pioniere hatten
alle Arbeit, die Tobten dem Schooße der Erde zu übergeben.
Die Bewohner von Saarbrücken gaben Zeugniß echt vater-
länbischer Hingebung. Schon am Tage ber Schlacht hatten
sich sogar Frauen unb Mäbchen auf bie Wahlstatt begeben,
um mitten im Kugelregen ben Verwunbeten Hülfe unb Er-
quickung zu bringen unb Liebesbienste jeber Art zu erweisen.
Die Spitäler unb Lazarethe lagen überfüllt: um bie nöthige
Zahl von Aerzten zu haben, würben bie benachbarten Berg-
Werksärzte herbeigeholt.
Bei Spicheren hatten 27 preußische Bataillone, nur von
ihrer Divisions-Artillerie unterstützt, gegen 52 französische