Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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redsamkeit die ganze Insel beherrschte. Unermeßlich war der 
Jubel der Iren, als O'Connell für die Grafschaft Cläre, wo 
ein Parlamentssitz frei war, am 5. Juli 1828 mit großer 
Stimmenmehrheit zum Parlamentsmitglied ausgerufen wurde. 
Eben so großes Aufsehen erregte diese Wahl in England. 
Wellington, der seinen geübten Feldherrnblick auf die Politik 
übertrug, erkannte alsbald, daß die Ausnahmegesetze gegen 
die Katholiken nicht mehr zu halten seien, daß man die Wahl 
habe zwischen Bürgerkrieg und Nachgeben, und er wählte das 
Letztere. Der Kampf über die von ihm eingebrachte Emanci- 
pationsbill wurde von beiden Seiten mit großer Leidenschaft, 
aber auch mit seltener Gründlichkeit und Schärfe geführt. 
Endlich aber ward die Bill von dem Unterhause, bald dar- 
auf von den Lords angenommen, und am 13. April 1829 
vom König unterzeichnet und zum Gesetz erhoben. Damit 
war die Gleichberechtigung der Katholiken mit den Protestant 
ten ausgesprochen, nur konnte kein Katholik Lordkanzler von 
England oder Vicekönig von Irland werden; den katholischen 
Parlamentsgliedern wurde das eidliche Versprechen abgenom- 
men, nichts gegen die protestantische Staatskirche zu unter- 
nehmen. Bald traten acht katholische Lords ins Oberhaus. 
Mit der Emancipation der Katholiken trat in der eng¬ 
lischen Verfassung eine große Veränderung ein, die zunächst 
auf confessionellem Gebiete mit dem alten System brach. 
Daß aber diese durchgreifende UmWandelung ohne Anwen¬ 
dung äußerer Gewalt, nur durch die Macht des Gedankens 
und des Wortes und durch die Entscheidung der Volksver- 
tretung erreicht wurde, bleibt ein Glanzpunkt in der Geschichte 
des englischen Verfassungswesens.
	        
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