Lrster Zeitraum.
Die Zeit vom Wiener Eongreß bis zur Julirevolntion.
(1815-1830.)
I.
Der heilige Bund. Deutsche Zustände.
(1815-1830.)
^urch den Pariser Frieden (30. Mai 1814) schien endlich
Europa nach langen Stürmen wieder zur Ruhe gelangt zu
sein. Es kam nun darauf an, die Verhältnisse und Grenzen
der einzelnen Staaten neu zu bestimmen. Zu diesem Zwecke
wurde am 1. Nov. 1814 zu Wien ein Congreß eröffnet, bei
welchem sich die Kaiser von Oestreich und Rußland, die
Könige von Preußen, Dänemark, Baiern und Würtemberg
persönlich, und außerdem die Abgeordneten aller anderen
Mächte Europas einfanden. Da es galt, die zahllosen alten
Ansprüche und neuen Forderungen mit einander auszugleichen,
so mußte nothwendig ein Gewirre von Verwickelungen und
einander durchkreuzenden Interessen zum Vorschein kommen.
Was Deutschland insbesondere betraf, so dachte man
zunächst an die Wiederherstellung eines deutschen Reiches, das,
mächtig nach außen und frei im Innern', die ihm gebührende
Stellung unter den Hauptmächten Europas einnehmen könnte.
Diesem Plane aber stand einerseits die Staatskunst der aus-
wärtigen Mächte Europas, andrerseits die Eifersucht der deut-
schen Staaten unter einander im Wege. England, Frankreich
und Rußland hatten kein Interesse, ein Deutschland in dem
Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 1