Sage, Boden, Klima und Rasse.
XV
Malaien stehen kulturell höher als die dunkelbraunen Papuas); 4. gelbe oder
mongolische Rasse (insbesondere in Mittel- und Ostasien: ihre wichtigsten Kultur-
träger sind die Chinesen und Japaner). Die dritte und vierte Rasse können auch
als eine betrachtet werden- 5. weiße oder mittelländische Rasse (hauptsächlich in
den Ländern um das Mittelmeer, also Vorderasien, Nordafrika und Guropa1);
von hier aus verbreitete sich die weiße Rasse im 16. Jahrh. über Amerika und
beherrscht heute fast den ganzen Erdball). Sie ist die weitaus wichtigste und
muß als die eigentliche Kulturträgerin bezeichnet werden.
Jede Hauptrasse spaltet sich wieder in Zweigrassen, deren UMrfcheidungs-
merkmale man neben der Körperbildung vor allem in der Sprache findet. Wir
betrachten hier nur die wichtigsten Zweigrassen (Sprachfamilien) der weißen
Rasse. Es sind dies A. die Semiten und B. die Jndogermanen.
A. Die Semiten (benannt nach dem ältesten Sohn S e m des biblischen Noah)
sind die ältere der beiden eben genannten Zweigrassen; sie waren bereits in vor-
geschichtlicher Zeit die eigentlichen Träger und Förderer der Kultur. Soweit
das Licht der Geschichte zurückreicht, findet man die ältesten Spuren semitischer
Kultur im Tiefland des Euphrat und Tigris. Von hier aus verbreitete sie sich
nach Vorderasien, Nordafrika, über die griechische Inselwelt nach Griechenland,
über Malta und Sicilien nach Italien, über die Säulen des Herkules nach Spanien
(Gades, Cadix) und über Massilm (Marseille) nach Gallien, wo wir nach neueren
Forschungen in dem geheimnisvollen Priestergeschlecht der Druiden (Divitiäcus)
möglicherweise einen Überrest des Semitentums noch in der Zeit Cäsars vorfinden.
Während diese Ausbreitung der Semiten großenteils wohl in die vorgeschichtliche
Zeit fällt, haben wir eine, wenn auch schwächere Wiederholung im 7. Jahrh. n. Chr.
{Araber, Islam). Alle Keime unserer Kultur gehen auf semitische Wurzeln zurück:
die drei Hauptreligionen der Mittelmeervölker (Mosaismus, Christentum, Islam)
sind semitischen Ursprungs. Neben großen Gesetzgebern und Propheten (H a m -
m u r a b i, M o s e s, Christus nach seiner menschlichen Natur, Mohammed)
ist auch der berühmte Feldherr des Altertums, H a n n i b a l, ein Semite. Zu
den Semiten zählen im Altertum die Babylonier und Assyrer, die Syrer, Phönicier
{Punier) und Israeliten, in unserer Zeit neben den eben genannten, unter fast
allen Kulturvölkern zerstreut lebenden Israeliten noch die Araber und Abessinier.
Selbst die herrschenden Klassen der alten Ägypter waren höchstwahrscheinlich
Semiten. — Die semitische Rasse wurde an weltgeschichtlicher Bedeutung abgelöst
durch die später auftretende jüngere Rasse der Jndogermanen.
B.^ Tie Jndogermanen. Die früheren Bezeichnungen „kaukasisch" und
„arisch" (von der Sprachwurzel ar — hervorragen) kommen als nichtssagend
allmählich außer Übung. Der Name „Jndogermanen" deutet übrigens nur den
östlichsten und westlichsten Ausläufer dieser Völkerrasse an. Die Herkunft derselben
hüllt sich großenteils in vorgeschichtliches Dunkel. Die gemeinsamen Sagen der
Mittelmeerländer und -Völker deuten nur an, daA jene Völkerwellen stets aus dem
Norden bzw. Nordosten kamen. Wir hätten also als Urheimat der Jndogermanen
die riesigen Tiefebenen zu bettachten, die sich von der Nord- und Ostsee aus durch
x) Siehe Nachtrag auf Seite XIX. /CV"""
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