138 Die wichtigsten Erscheinungen außerhalb Deutschlands.
Krone knüpfte, ferner die Verwaltung nebst der Rechtspflege von den Lehen
trennte und besonderen, ein- und absetzbaren Beamten übertrug.
Mit seinem Urenkel (in weiblicher Linie) Heinrich Plantagenet kam das
französische Haus Anjou-Plantaqenet (1154—1399) auf den englischen Thron.
11189 Heinrich II. erwarb die Oberleyensherrlichkeit über Schottland und begann die
j 1199 Eroberung Irlands. Sein älterer Sohn Richard Löwenherz beteiligte sich am
dritten Kreuzzug, schmachtete eine Zeitlang in der Gefangenschaft des deutschen
Kaisers Heinrich VI. und endete im Kampfe gegen Frankreich. Richards jüngerer
11216 Bruder Johann ohne Land riß die Krone durch gewaltsame Beseitigung seines
(erbberechtigten) Neffen Artur an sich, verlor aber infolge dieser Tat einen großen
Teil der französischen Stammlande. Da er gleichzeitig auch mit dem Papste
Innozenz III. wegen Besetzung des Erzbistums Canterbury in Streit geriet,
wurde England mit dem Interdikt, Johann mit dem Banne belegt. Daraufhin
unterwarf sich der König dem Papste und nahm England und Irland vom römischen
Stuhle zu Lehen. Diese Verwicklungen benutzte der hohe Adel, um im Bunde
1215 mit der hohen Geistlichkeit von der Krone die sog. Magna Charta libertatum
zu erzwingen. Der Freiheitsbrief bestätigte zwar nur die schon bisher genossenen
Privilegien1), besonders der geistlichen und weltlichen Großen; aber er war doch
ein schriftlicher Vertrag zwischen König und Untertanen, den man nicht mehr
so leicht beiseite schieben konnte wie das nur mündlich überlieferte Gewohn¬
heitsrecht; auch fand er nach und nach Erweiterung und wurde somit die
Grundlage der englischen Verfassung. Unter Johanns Sohn und Nachfolger
1 1272 Heinrich III. erhielten neben dem hohen Adel und der Geistlichkeit auch
niedere Adelige (als Vertreter der Grafschaften) und Abgeordnete der Städte
Sitz und Stimme auf den R e i ch s v e r s a m m l u n g e n. — Die gemein¬
samen Bemühungen des hauptsächlich angelsächsischen Bürger- und Bauern-
standes und des größtenteils normannischen Adels um politische Rechte be¬
wirkten dann u. a. auch eine gewisse Verschmelzung der verschiedenen Na-
tionalitäten und die Entstehung des englischen Volkstums (versinnbildlicht in
der englischen Sprache).
3. Die Phreniienhalbinsel.
Das Kalifat von Cordova führte jahrhundertelang einen erbitterten
Kampf ums Dasein gegen die erstarkenden Christenstaaten, die nach und nach
zu den Königreichen Kastilien-Leon, Navarra, Aragon mit B a r c e l o n a
und dem von einem burgundischen Grafen gegründeten Portugal zu-
fammenwuchfen. Endlich erschlaffte das maurische Herrscherhaus und
das Kalifat löste sich in eine Anzahl selbständiger Emirate auf, die allmäh-
lich den vordringenden Christen erlagen. Nach dem Verluste Cordovas
(1236) beschränkte sich die maurische Macht auf das Königreich G r a n ä d a.
i) Die Geistlichkeit genoß fortan volle Freiheit der Wahlen. Die militärischen und
finanziellen Verpflichtungen des Adels dem König gegenüber wurden genau festgelegt.
Die Städte erhielten Handelsfreiheit, Schutz gegen willkürliche Besteuerung durch Zölle,
ferner einheitliches Maß und Gewicht :c. :c. Die Hauptbestimmungen aber waren, daß
dem Volke keine neuen Lasten auferlegt werden durften ohne Einwilligung der Reichs»
Versammlung und daß kein Freier verhaftet oder verurteilt werden konnte ohne den
Spruch seines ordentlichen (zuständigen) Gerichtes (gewöhnlich der Standesgenossen).