60 Concil zu Trident 1545—63.
Ernst lag. Er war ein kluger, schlauer Staatsmann; aber es
fehlte ihm der tiefere Blick. Er lebte in einer geistig sehr be¬
wegten Zeit, und er hätte, wenn er sich an die Spitze der
geistigen Bewegung in Deutschland gestellt hätte, der Welt
eine segensreiche Umgestaltung geben können; aber er begriff
diese Bewegung nicht und erkannte nicht ihre Nothwendigkeit.
Er beherrschte außer den Deutschen verschiedene Völker, die
dieser Bewegung sern standen oder feindselig waren, und suchte
dieselbe zu unterdrücken, und dadurch trägt er besonders die
Schuld, daß die Reformation damals eine Halbheit blieb und
in der Folge noch viele Stürme über Deutschland herein¬
brachen. Luther hatte von ihm schon in seiner Jugend gesagt:
„Er wird kein Glück haben, denn er hat die Wahrheit ver¬
worfen, und er wird Deutschland in sein eigenes Unglück ver¬
wickeln."
Das Concilium zu Trident, welches mit zwei¬
maliger Unterbrechung von 1545 — 1563 dauerte, war fast
nur aus Italienern und Spaniern zusammengesetzt und konnte
selbstverständlich eine Vereinigung der Protestanten und Katho¬
liken nicht zu Stande bringen. Dagegen war es von Wichtig¬
keit für die katholische Kirche, indem auf demselben verschiedene
Glaubenssätze genauer bestimmt und mancherlei Verordnungen
zur Besserung der Sitten und der Kirchenzucht gegeben wurden.
Auf diesem Concil trat zum ersten Mal die Thätigkeit der
Jesuiten oder der Gesellschaft Jesu hervor, welche, im
1.1534 von dem Spanier Loyola gestiftet, zum Zweck hatte,
die Reformation zu hemmen und zu unterdrücken und die
Macht und das Ansehen des Papstes möglichst zu heben.
Dieser Orden hat in der Folge in allen christlichen Ländern
eine große Macht erlangt. Er verfährt nach dem Grundsatz:
„Der Zweck heiligt die Mittel," und hat durch seine Herrsch¬
sucht und die Unterdrückung der Geistesfreiheit wie durch die
Unlauterkeit der angewandten Mittel in der Welt viel Unheil
angerichtet. In neuester Zeit ist er als staatsgefährlich aus
dem deutschen Reiche ausgewiesen.