3. Die Vollendung der spanisch - habsburgischen
Weltmacht im Gegensatz zu Frankreich. Die Verbindung
■des habsburgischen Staates mit Spanien durch die Erhebung
Karls I. weckte die Eifersucht Frankreichs. Dieselbe wurde un¬
heilbar verschärft, als nach Maximilians Tode die Bewerbungen
des französischen Königs um die deutsche Kaiserkrone fehl¬
schlugen und die Wahl Karls I. von Spanien, hauptsächlich
durch die Bemühungen des sächsischen Kurfürsten Friedrich
•des Weisen, der die ihm selbst angetragene Wahl abgelehnt
hatte, zustande kam.
Das drohende Übergewicht der nun unter der Kaiserkrone
geeinten habsburgisch - spanischen Weltmacht, welche mit den
schönsten und reichsten Ländern Europas die ungeheuren Be¬
sitzungen der gold- und schätzereichen neuen Welt verband, zu
• bekämpfen, war vor allem Frankreich berufen.
Hierdurch befestigte sich der weltgeschichtliche Gegensatz
zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg, welcher
fortan auf Jahrhunderte hinaus die Politik dieser Mächte bestimmt.
B. Die Reformation der Kirche.
Erster Abschnitt.
Ursprung, Fortgang und Ausbreitung der Reformation bis
.zur reichsgesetzlichen Anerkennung der lutherischen Kirche
im Augsburger Religionsfrieden. 1517—1555.
Die fortschreitende Entartung und Verweltlichung der Kirche
hatte im 14. und 15. Jahrh. sowohl zu den reformatorischen Be¬
strebungen einzelner Männer, wie Wiclef, Hus, Savonarola
{Grandr. H. § 153. 178 n. 5), wie zu den Reformversuchen der
grofsen Konzilien zu Pisa, Konstanz und Basel (ebd.) geführt.
Nachdem jene gewaltsam unterdrückt, diese ohne dauerndes Er¬
gebnis geblieben waren, steigerte sich namentlich in Deutschland
die Unzufriedenheit aller Klassen mit den kirchlichen Zuständen,
welche dem Drange nach religiöser Vertiefung des Lebens immer
weniger zu genügen vermochten.
Zugleich fand der Humanismus, wie man das von Italien
ausgegangene neue wissenschaftliche Leben nannte, in Deutsch¬
land steigende Aufnahme und wurde hier die wirksamste Vor¬
bereitung für die kirchliche Reformation. Viele deutsche Huma¬
nisten vereinigten sich in der 1496 zu Heidelberg gestifteten
sodalitas litteraria Rhenana (Johann von Dalburg, Bi¬
schof von Worms und Kanzler des Kurfürsten von der Pfalz,
Konrad Celtes in Wien, Konrad Peutinger in Augsburg,
Wilibald Pirkheimer in Nürnberg). Joh. Reuchlin, der die
Kenntnis des Griechischen und Hebräischen neu belebte, Richter