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TTT. Die Kriege des Kaisers und ihre Rückwirkung auf die 
Reformation. 
Dem Streben des Kaisers nach Aufrichtung einer kaiser¬ 
lichen Universalherrschaft war sogleich das mächtige Frankreich 
unter dem stolzen und ritterlichen Kaiser Franz I. (1515—47) 
entgegengetreten. Es kam ihm zustatten, dafs gleichzeitig Sultan 
So lim an II. der Prächtige (1520—1566) den Vernichtungskrieg 
gegen die christlichen Mächte im Süden und Osten begann. 
1. Der erste Krieg zwischen Karl Y. und Franz I. (1521 
— 26) hatte seinen Anlafs in den von Karl Y. auf Mailand und 
die Bourgogne, von Franz I. auf Neapel und Navarra erhobenen 
Ansprüchen. Der französische Statthalter von Mailand Lau tree 
wurde 1522 von deutschen Landsknechten unter Georg v. Frunds- 
berg verdrängt. Ein Versuch der Wiedereroberung endete 1524 
mit verlustvollem Rückzug der Franzosen, auf welchem Bayard 
'der Ritter ohne Furcht und Tadel’ durch die Kugel eines Haken¬ 
schützen fiel. Aber auch den Kaiserlichen mifsglückte der Ein¬ 
fall in das südliche Frankreich, welchen der von Franz I. abge¬ 
fallene Connetable Karl von Bourbon in Verbindung mit dem 
spanischen Feldherrn Pescara unternahm. Die Gefangennahme 
des französischen Königs in der Schlacht beiPavia 1525 führte 
zum Frieden von Madrid 1526, in welchem Franz seinen ita¬ 
lienischen Ansprüchen entsagte und die Bourgogne herauszugeben 
versprach. 
2. Der erste Reichstag zu Speier und die Gründung 
evangelischer Landeskirchen. Nach diesem Frieden (März) 
erklärte Karl gegen die Ketzer in Deutschland einschreiten zu wol¬ 
len, aber als schon nach zwei Monaten der Vertragsbrüchige Franz 
mit Papst Klemens VII. und Venedig, sowie mit Heinrich VIII. 
von England die Liga von Cognac gegen den Kaiser schlofs, sah 
dieser sich zum Nachgeben gegen die Protestanten genötigt. Letz¬ 
tere setzten auf dem Reichstag zu Speier 1526 den Beschlufs 
durch, dafs jeder Reichsstand es mit dem Wormser Edikt halten 
solle, 'wie er es gegen Gott und kaiserliche Majestät zu verant¬ 
worten sich getraue’. Dieser Reichstagsabschied wurde die Grund¬ 
lage für die Entwickelung der evangelischen Landeskirchen. 
In° allen Gebieten, welche sich der neuen Lehre zugewandt hatten, 
fand nun eine durchgreifende Umgestaltung des Kirchen¬ 
wesens statt. Verworfen wurden die Bilderverehrung, das Mefs- 
opfer, die Ohrenbeichte, die Klostergelübde, der Cölibat (1525 
Luthers Vermählung mit Katharina von Bora), eingeführt die 
Austeilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt, deutsche Pre¬ 
digt und deutscher Kirchengesang. Daran schlofs sich die Einrich¬ 
tung neuer Volksschulen und Gymnasien, gefördert durch Luthers
	        
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