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Fidenä und die Sabiner. Ende des Königs durch einen Blitz¬
strahl hei einer Beschwörung.
Ancus Marcius, der friedliebende Tochtersohn Numas,
liefs dessen religiöse Anordnungen aufzeichnen und besiegte,
obwol den Krieg nicht liebend, viele latinische Städte,
deren Einwohner er als Plebejer auf dem Aventin ansie¬
delte. Von den Vejentern gewann er die Tibermündung und
baute die Hafenstadt Ostia; er befestigte den mons Jani-
culus und verband ihn durch die Pfahlbrücke (pons sublicius)
mit der Stadt.
§ 123. Nach der Epoche wechselnder Königswahl aus
latinischem und sabinischem Stamm erscheinen die Tarqui-
nier als eine Dynastie, und zwar etruskischer Abkunft
(Das Familiengrab der Tarchnas, Tarquinier in Caere aufge¬
funden), unter welcher Rom an Ausdehnung und Macht ge¬
winnt, Verfassungsänderungen eintreten und etruskische und
griechische Culturelemente Eingang finden. Auch ihre Ge¬
schichte ist noch sehr sagenhaft.
L. Tarquinius Priscus, der Tradition zufolge Sohn
des nach Etrurien eingewanderten Bacchiaden Demaratos
aus Corinth (§ 58), siedelt mit seiner Gemahlin Tana-
quil aus Tarquinii nach Rom über, wird von Ancus Marcius
zum Vormund seiner Söhne bestellt, verschafft sich aber das
Königtum selbst. Nach aufsen erweiterte er Roms Macht durch
Unterwerfung vieler latinischer Städte und durch Siege über
Sabiner und Etrusker, im innern änderte er die Verfassung
durch Verdoppelung der Zahl der Patricier innerhalb
der 3 Tribus aus den Zugewanderten (patres minorum gentium)
und Verdoppelung der Reitercenturien, und legte grofsartige
Bauwerke an (cloacae, noch erhaltene unterirdische Abzugs¬
kanäle zur Trockenlegung der Niederungen rings um den
Palatin, forum romanum als Markt- und Verkehrsplatz in
der Niederung zwischen Capitol und Palatin, circus maxi-
mus zur Festfeier der ludi romani). Von den Etruskern
soll er die Insignien des Königtums entlehnt haben
(Krone, Scepter, Purpurgewand, Thron, 12 lictoren mit fasces).
Er wurde nach der Sage auf Anstiften der vom Thron ausge¬
schlossenen Söhne des Ancus Marcius ermordet.
§ 124. Servius Tullius, nach der ältesten Sage gött¬
lichen Ursprungs, nach späterer Auffassung Sohn einer latinischen
Sklavin (eine sehr späte Combination macht ihn zu einem von
Tanaquil auf den Thron erhobenen Etrusker, Mastarna) ver¬
mehrte die Macht des Staates durch glückliche Kriege gegen
die Etrusker und den Abschluss eines Bündnisses mit den
Latinern (Bandestempel der Diana auf dem Aventin), voll¬
endete das von Tarquinius Priscus begonnene grofsartige Werk