seine Lage zwischen Hochländern und die Nähe des persischen
Golfs wie durch seinen Reichtum an Produkten mußte dies Tief¬
land der Mittelpunkt des lebendigsten Verkehrs und Handels
schon in ältester Zeit werden, wie denn das gewaltige Babylon
(Babel) an beiden Ufern des Euphrat (bei dem heutigen Flecken
Hillah) eine der ältesten Städte der Erde ist. Die frühzeitige
Kultur der Bewohner ist den semitischen aus dem nördlichen
Gebirgslande eingewanderten Chaldäern zuzuschreiben, die sich
selbst als eine Kolonie der Ägyptier bezeichneten und mit
diesen die astronomischen Beobachtungen und Kenntnisse gemein
haben.
§ 8. Das Volk der Assyrer, ebenfalls semitischen Ur¬
sprungs, stammte nach der biblischen Überlieferung von Babylon
ab. Die Überlieferung eines altassyrischen, von Ninos (Personi¬
fikation von Ninive) und der mythischen Semiramis gegründeten
Weltreichs ist unverbürgt, durch die Denkmäler nicht bezeugt,
und in sich unhaltbar. Die Denkmäler bezeugen noch im zehnten
und neunten Jahrhunderte eine große Anzahl unabhängiger,
kleiner, aber blühender Reiche in den Euphratländern. Erst im
Laufe des neunten Jahrhunderts treten assyrische Könige als
Eroberer jenseit des Euphrat auf. Begründer der Größe Assyriens
ist Assurnasirhabal (um 870), der an dem Orontes erobernd
vordringt, den Libanon übersteigt und die phönikischen Seestädte
tributpflichtig macht. Sein Nachfolger Salmanassar III. bricht
die Kriegsmacht von Damaskus und kämpft siegreich mit Syrien
und Israel. Auf dem Wege der Eroberung schroten Phui,
Tiglatpilesar1) weiter, über ganz Syrien wird die assy¬
rische Herrschaft ausgedehnt (um 730). Auf den schwachen
Salmanassar V. (*j* 722), unter welchen der Konflikt mit Israel
sich erneuert (§ 18), folgt der gewaltige Usurpator Sargon
(722 — 705), der Zerstörer Israels, der auch in den empörten
syrischen Landschaften und Damaskus die assyrische Macht wieder
aufrichtet und durch Ansiedler aus Armenien und Assyrien
festigt, Gaza erobert, die Philister demütigt, aber auch mit
Aufruhr und Widerstand in Armenien, Medien und Babylon zu
kämpfen hat. Sein Sohn Sanherib (705 — 681) entschied durch
einen großen Sieg über die tributweigernden Ägyptier das Über¬
gewicht Assyriens in Vorderasien, mußte aber die Belagerung
von Jerusalem aufgeben (§ 19). Die Nachfolger Esar-Haddon
und besonders dann Assurbanipal erweitern Assyriens Macht
1) Nach v. Gutschmid war Phul Mitregent des Tiglatpilesar oder
genauer ausgedrückt, ein neben ihm in Teilen von Babylonien und wohl
auch von Assyrien herrschender und mit ihm eng verbündeter König.
Nach Lepsius und Schräder sind Phul und Tiglatpilesar ein und
dieselbe Person.