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12. Herr Lambert sprach, ein Jüngling frisch:
„Gott woll’ uns nicht vergessen!
Äß’ lieber selbst ’nen guten Fisch,
statt daß mich Fische fressen.“
13. Da sprach Herr Gottfried lobesan:
„Ich lass’ mir’s halt gefallen;
man richtet mir nicht anders an
als meinen Brüdern allen.“
14. Der König Karl am Steuer saß;
der hat kein Wort gesprochen,
er lenkt das Schiff mit festem Maß,
bis sich der Sturm gebrochen.
Tübingen 31. Januar 1812.
9. Heinrich der Uogler.
' Johann N. Vogl.
Balladen, Romanzen, Sagen und Legenden. 3. Ausl. Wien. 1861. 8. 52.
1. Herr Heinrich sitzt am Bogelherd
recht froh und wohlgemut;
aus tausend Perlen blinkt und blitzt
der Morgenröte Glut.
2. In Wies’ und Feld und Wald und Au —
horch, welch ein süßer Schall?
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
die süße Nachtigall!
3. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
„Wie schon ist heut die Welt!
Was gilt’s? Heut gibt’s ’nen guten Fang!"
Er lugt zum Himmelszelt.
4. Er lauscht und streicht sich von der Stirn
das blondgelockte Haar:
„Ei doch! Was sprengt denn dort herauf
für eine Reiterschar?"
5. Der Staub wallt auf, der Husschlag dröhnt,
es naht der Waffen Klang.
„Daß Gott! Die Herrn verderben mir
den ganzen Vogelfang!"
6. „Ei nun! — Was gibt’s?" — Es hält der Troß
vorni Herzog plötzlich an,
Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
„Wen sucht ihr da? Sagt an!"
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