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Sehnsucht geharrt und sich kaum der zahlreichen Freier erwehren können,
weiche in ihrem Palaste herrlich und in Freuden lebten. Endlich langte
Odysseus, als Bettler gekleidet, an und erlegte die übermüthigen Freier.
— Homers Gedichte, die Jlias, welche vom trojanischen Kriege und von
Achilles handelt, und die Odyssee, welche die Irrfahrten des Odysseus
schildert, wurden das vorzüglichste Bildungsmittel der Griechen und wer-
den noch jetzt in den Schulen gelesen.
§• 10. Griechische Gesetzgeber. Lykurg und Sparta.
1. Unter den griechischen Staaten, welche meistens Frei-
staaten waren, traten besonders Sparta und Athen hervor.
Die Spartaner wurden durch die Gesetze des Lykurg (888)
ein kriegerisches und rauhes Volk. Eine strenge Erziehung
härtete die Jugend ab, flößte ihr aber auch zugleich Ehrfurcht
tegen das Alter, Gehorsam gegen die Gesetze und Liebe zum
5aterlande ein. Durch seine innere Kraft und $uchtigfeit
stand Sparta Jahrhunderte laug an der Spitze der Griechen.
2. Die Spartaner hatten Lakonien erobert und einem Theile der
alten Bewohner Freiheit und Eigenthum (sie waren Bauern und Hand-
Werfer) gelassen, aber ohne Bürgerrecht; den größeren Theil hatten sie zu
Leibeignen (Heloten) gemacht. Sie selbst bildeten den Adel und zugleich
das eigentliche Volk und den eigentlichen Staat; an ihrer Spitze standen
zwei erbliche Könige. Lykurg, ein jüngerer Königssohn, führte die Vor->
mundschaft für ba$ Kind des verstorbenen Königs, seines Bruders. Trotz
seiner Uneigennützigkeit entging er den Verleumdungen nicht. Darum ver-
ueß er die Stadt und unternahm Reisen nach Kreta, welches durch seine
weisen Einrichtungen berühmt war, und zu den Griechen in Kleinasien,
welche damals in der Bildung schon weit vorgeschritten waren. Bei ihnen
Homers Gesäuge kennen und nahm ste bei seiner Rückkehr mit
uach Griechenland. Als er nun in Sparta wieder erschien, forderten ihn
seine Mitbürger auf, dem in Verwirrung gerathenen Staate neue Gesetze
zu geben. Er unterzog sich dieser Arbeit, zumal er vom Orakel zu Delphi
einen günstigen Ausspruch erhalten hatte. Als durch Unzufriedene einmal
ein Aufruhr entstand, fluchtete er in einen Tempel. Hier schlug ihm ein
zunger Mann das Auge aus. Anstatt ihn aber zu bestrafen, nahm Lykurg
ihn in sein Haus und behandelte ihn so freundlich, daß er ihn dadurch
ZU fernem treuesten Anhänger machte. Nach Vollendung seines Werkes ließ
er seine Mitbürger schwören, nicht eher an den Gesetzen etwas zu ändern,
als ms er von einer Reise zurückgekehrt sein würde. Er verließ Sparta,
sandte noch den Orakelspruch dahin, das Volk würde groß und blühend
sein, so lange es den Gesetzen des Lykurg treu bliebe, und kehrte niemals
wieder in sein Vaterland zurück.
3. Sparta wurde durch Lykurg eine Aristokratie mit zwei Königen
an der Spitze. Die Gesetzgebung und Verwaltung des Staates hatte
Ct\ ^?at'£ *!er ^ ber A^en, unter Vorsitz und Leitung der Könige, welche
auch Oberfelbhenen unb Oberpriester waren. Die Volksversammlung (b. h.
der ge]ammte Abel, bie Spartaner) wählte ben Rath unb entschieb auch
nber bteoom Rathe vorgelegten Antrage (Gesetze, Krieg unb Frieben) mit
einem bloßen Ja ober Nein. Später würben bie vom Volke gewählten