Full text: [Band 2 = Klasse 8, 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 2 = Klasse 8, 3. Schuljahr, [Schülerband])

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wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe 
haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb 
Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind; denn dein Kind ist 
wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind feine Gespielen." 
5. Damit verschwand das tote Kind, und die Mutter weinte 
hinfort keine Träne mehr. Um des Kindes Grabesruhe und 
Himmelsfrieden nicht zu stören, um des Kindes Seligkeit willen 
weinte sie keine Träne mehr, bezwang sie ihren ungeheuren, tiefen 
Schmerz. So stark und mächtig ist die Mutterliebe! 
151. Das Märchen vom Mann im Mond. 
Von Ludwig Bechstein. 
1. Vor uralten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben 
Sonntagmorgen in den Wald, haute sich Holz ab, eine großmächtige 
Welle, band sie, steckte einen Stasfelstock hinein, hockte die Welle 
ans und trug sie nach Hause zu. 
2. Da begegnete ihm unterwegs ein hübscher Mann in Sonn¬ 
tagskleidern, der wollte wohl in die Kirche gehen, blieb stehen, 
redete den Wellenträger an und sagte: „Weißt du nicht, daß auf 
Erden Sonntag ist, an welchem Tage der liebe Gott ruhte, als 
er die Welt und alle Tiere und Menschen geschaffen? Weißt du. 
nicht, daß geschrieben steht im dritten Gebot: Du sollst den Feier¬ 
tag heiligen?" Der Fragende aber war der liebe Gott selbst. Jener 
Holzhauer jedoch war ganz verstockt und antwortete: „Sonntag 
auf Erden oder Montag im Himmel, was geht das mich an, und 
was geht es dich an?" 
3. „So sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!" sprach 
der liebe Gott, „und weil der Sonntag auf Erden dir so gar 
unwert ist, so sollst du fürder ewigen Montag haben und im 
Mond stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit 
Arbeit schänden!" 
Von der Zeit an steht im Mond immer noch der Mann mit 
dem Holzbündel und wird wohl auch so stehen bleiben bis in alle 
Ewigkeit.
	        
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