Lenore.
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22. „Nach Mitternacht begrabt den Leib
mit Klang und Sang und Klage!
Jetzt führ' ich heim mein junges Weib;
mit, mit zum Brautgelage!
Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor
und gurgle mir das Brautlied vor!
Komm, Pfaff, und sprich den Segen,
eh' wir zu Bett uns legen!" —
23. Still Klang und Sang . . . Die Bahre schwand . .
Gehorsam seinen Rufen,
kam's hurre hurre! nachgerannt
hart hinters Rappen Hufen.
Und immer weiter hopp hopp hopp!
ging's fort in sausendem Galopp,
daß Roß und Reiter schnoben
und Kies und Funken stoben.
24. Wie flogen rechts, wie flogen links
Gebirge, Bäum' und Hecken!
Wie flogen links und rechts und links
die Dörfer, Stadt' und Flecken! —
„Graut Liebchen auch? . . Der Mond scheint hell!
Hurra! die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?" —
„Ach laß sie ruhn, die Toten!" —
25. Sieh da! sieh da! am Hochgericht
tanzt' um des Rades Spindel,
halb sichtbarlich bei Mondenlicht,
ein luftiges Gesindel. —
„Sasa, Gesindel, hier! Komm hier!
Gesindel, komm und folge mir!
Tanz uns den Hochzeitsreigen,
wann wir zu Bette steigen!"
20. Und das Gesindel husch husch husch!
kam hinten nachgeprasselt,
wie Wirbelwind am Haselbusch
durch dürre Blätter rasselt.
Und weiter, weiter hopp hopp hopp!
ging's fort in sausendem Galopp,
daß Roß und Reiter schnoben
und Kies und Funken stoben.