Neunter Zeitraum.
Die Begründung des neuen ' ' ' Reiches unter Preufsens
Führung.
1848—1871.
«Solche Mühsal schuf es, den deutschen Staat zu begründen.«
Einleitung.
Erster Abschnitt.
Deutsche Einheit und deutsches Nationalbewufstsein im allgemeinen
bis 1648.
§ 131. Älteste Zeit.
A. Urzeit. Es herrscht gröfste Zersplitterung. Der Sondergeist der Geschlechter
und kleineren Verbände schliefst jeden Ansatz zum nationalen Staate aus.
Natürliches Nationalbewufstsein äufsert sich nur symbolisch in der Ur¬
sprungssage.
B. Stammeszeit. Das Stammesbewufstsein drängt das natürliche National¬
bewufstsein zurück und führt nach dem Eintritt der Germanen ins römische
Weltreich und in die katholische Kirche zu einem einheitlichen, aber bald
internationalen Reiche. Die Stammesgegensätze hemmen seitdem stets die
nationale Einheit.
§ 132. Mittelalter. Es ist beherrscht vom Gedanken der Vereinigung der abend¬
ländischen Welt unter Kaiser und Papst, daher im allgemeinen ohne Ver¬
ständnis für nationales Wesen.
A. Einheit.
I. Anfänge eines einheitlichen Nationalstaates, nach Auflösung
des karolingischen Reiches, durch unbewufsten Drang der Stämme be¬
gonnen, von Heinrich I auf friedlichem Wege weitergeführt.
II. Ideal eines Universalreiches mit Kaiser und Papst an der Spitze
läfst das einigende Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit wenig zur
Geltung kommen.
1) Nach aufsen. Die Kämpfe zwischen Kaiser und Papst
a. befördern zum guten Teil den Reichsgedanken, den National¬
stolz, und somit die staatliche Einigung der Stämme;
b. lockern aber infolge der Verbindung mit Italien und des Bundes
der Fürsten mit dem Papste wiederum die nationale Einheit und
führen endlich herbei: