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162. Sclilufs. Der preufsische Staat, hervorgegangen aus deutschen
Kolonisationen — einem Siege deutscher Yolkskraft unter
Beteiligung der verschiedensten Stämme —, ist seit dem west¬
fälischen Frieden der Ausgangspunkt für die deutsche Geschichte
geworden. Mit seinem Emporkommen ist Deutschlands neuer
Aufschwung nach allmählicher Befreiung von fremdem Einflufs
aufs innigste verknüpft. Im Gegensatz zu den anderen Staaten
Deutschlands fielen Preufsens Sonderinteressen mit den all¬
gemein deutschen zusammen, betrachtete Preufsen unbewufst
die gemeindeutsche Sache als seine eigene. So erwarb der
Staat einen Anspruch auf die Führung der Nation. Gehemmt
durch den Gegensatz zu Österreich, die Eifersucht des Aus¬
landes, den Sondergeist der Stämme, die Unentschlossenheit
einzelner Herrscher schreitet die Entwicklung langsam, aber
doch naturgemäfs und nur in Abwehr fremden Angriffs fort,
bis endlich die Vereinigung der ganzen deutschen Na¬
tion, im Innern vielgestaltig, eins nach aufsen, unter
Preufsens Führung erreicht ward. Dies ist der deutsche
Beruf Preufsens, dies der Inhalt der preufsiscli - deutschen
Geschichte.
„Einig in Süd und Nord
Stehn wir getrost hinfort
Jeder Gefahr;
Schirmende Flügel spannt
Wieder vom Ordensland
Bis an den Moselstrand,
Kaiser, Dein Aar.
Blühe, Du deutsches Reich,
Wachse der Eiche gleich
Markig und hehr!
Friede beglücke Dich,
Freiheit erquicke Dich,
Herrlichkeit schmücke Dich
Vom Fels zum Meer!“
Stutzer, Übersichten.
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