— 111 —
teils die Schwäche der Regentin Maria von Medici, seiner
Mutter, teils die Unzufriedenheit des hohen Adels und der
königlichen Prinzen veranlaßte. Den Gegenstand des Kampfes
bildete aber nicht die Beschränkung der königlichen Gewalt, son-
dern die Teilnahme an derselben und die Erweiterung der adligen
Vorrechte. Er verursachte zunächst die Lähmung des Staats
nach außen, vorübergehend sogar seinen Anschluß an Spanien
(Vermählung Ludwigs XBJ. mit Anna, Tochter Philipps III.).
2. Als der Adel trotz bedeutender Zugeständnisse (Truppen,
Festungen, Pensionen) zu einer bewaffneten Erhebung rüstete, berief
die Regenttn 1614 die Etats generaux, um Halt am dritten 1614
Stande (tiers-etat) zu finden, denen sie Reformen versprach.
Dagegen erhoben sich Prinz Cond 6 und mit ihm verbündet die
Hugenotten, welche von dem Bündnis mit Spanien Beein-
trächtigung fürchteten, und erlangten in einem kurzen Bürger-
kriege 1615/6 die Zulassung der Prinzen zum Staatsrat und
die Gewährleistung der hugenottischen Rechte. Indes entwanden
dem Adel diese Ersolge königliche Günstlinge, erst Marschall
d'Ancre (Eoncino Concini), nach dessen vom König befohlener
Ermordung (April 1617) Albert de Luhnes, der auch Maria
Medici gänzlich verdrängte. Einen neuen Aufstand des Adels
warf er 1620 durch den Sieg am Pont de C6 nieder, den 1620
gleichzeitigen der Hugenotten durch die rasche Besetzung von
Bsarn, wo er nach der Vereinigung des Landes mit Frankreich
die Kirchengüter den Katholiken zurückgab. Doch wurde das
Edikt von Nantes 1622 wieder bestätigt.
b) Frankreich unter Richelieu.
1624—1642.
1. Die entscheidende Wendung brachte erst 1624 der Ein- 1624
tritt Richelieus in den Staatsrat.*) Sein Ziel war nach
innen die Herstellung der unumschränkten Monarchie und die
Entwicklung der Volkskraft, nach außen die Bekämpfung der
spanisch-habsburgischen Übermacht. Seine Gegner fand er des-
halb in der Königin-Mntter, den königlichen Prinzen (Conds,
Gaston von Orleans) und dem hohen Adel, die einen Rückhalt
an Spanien hatten, seine beste Stütze im König und der köuigs-
*) Jean Armand du Plessis de Richelieu, geboren 1585 aus einem
eifrig katholischen Hause, verlor früh seinen Vater, wurde zum geistlichen
Stande bestimmt und erhielt schon als Knabe das Bistum Luyon in Nieder-
Poitou, dessen Verwaltung er erst 1608 wirklich übernahm. Dem Hofe
machte er sich zuerst in den Reichsständen von 1614 bekannt.