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Die vier letzten römischen Könige.
1. Ancus Marclus und Tarquinius der Alte. Auch der
vierte König, Ancus Marcrus, vergrößerte die Stadt und ihr Ge¬
biet durch glückliche Kriege gegen mehrere Nachbarstädte. Namentlich
gründete er die Hafenstadt Dftta an der Tibermündung. Sein Nach¬
folger, Tarquinius der Alte, ist durch große Bauten berühmt
geworden. Er schmückte den Marktplatz, worauf die Volksversamm¬
lungen abgehalten wurden, mit Hallen und Säulengängen. Für öffent¬
liche Kampfspiele zu Wagen und zu Pferde legte er eine große Renn¬
bahn an. Besonders aber verdankte ihm Rom die Kloaken, lange
unterirdische Kanäle, durch die das Wasser und der Schmutz aus der
Stadt in den Tiber geleitet wurden. Diese Gewölbe waren von so festem
Mauerwerk, daß sie zum Teil noch jetzt unversehrt vorhanden sind.
. 2. Servius Tullius. Unter Servius Tu llrus, dem sechsten
Könige, war die Stadt schon so groß, daß sie sich über sieben Hügel
ausdehnte. Man nannte sie daher die Siebenhügelstadt. Servius
umgab sie mit einer starken Mauer und erwarb ihr den Vorrang unter
allen umliegenden Städten. Auch machte er sich durch eine zweckmäßige
Einteilung des Volkes und durch Verbesserung des Kriegswesens.um
den Staat verdient- — Sein Ende war recht traurig. Er hatte seine
Tochter an den Sohn des vorigen Königs, dm Prinzen Tarquinius,
vermählt. Beide waren unbändig herrschsüchtig. Sie beschlossen daher,
den alten Servius gewaltsam vom Throne zu stoßen. Eines Tages
begab sich Tarquinius nach dem Rathause, begleitet von Anhängern,
die er durch Geld und Versprechungen gewonnen hatte, und setzte
sich auf den königlichen Stuhl, als wäre er der Herrscher. Servius,
der das erfuhr, eilte herbei und wollte den frechen Thronräuber von
seinem Sitze entfernen. Dieser aber stürzte den greisen König wütend
die hohe Rathaustreppe hinab und schickte ihm Mörder nach, die ihn
auf der Straße erstachen. Nun wurde Tarquinius von feinen Genossen
zum Könige ausgerufen.
3. Tarquinius Superbus. Wie Tar quini us durch frevel¬
hafte Gewalt den Thron an sich gerissen hatte, so zeigte er sich auch als
gewalttätigen übermütigen Herrscher. Daher erhielt er den Beinamen
Superbus, d. i. der Hoffärtige. Das Volk behandelte er hart
und willkürlich und legte ihm schwere Steuern und Frondienste auf.
Angesehene Männer, deren Feindschaft ihm gefährlich werden konnte,
ließ er umbringen; sogar seine eigenen Verwandten schonte er nicht.