Full text: Grundzüge der neueren Geschichte (Teil 3)

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Zusammenhang mit der volkstümlichen Tradition (Gelehrten- 
dichtung). Den letzteren bewahrte nur das geistliche Lied, zum Teil 
auch die weltliche Lyrik. Ähnlich standen in der Musik, iusbe- 
sondere in der neuauskommenden Oper, eine deutsche und eine 
ausländische (italienische) Richtung gegenüber, jene vom Bürger- 
tum (Heinrich Schütz f 1672), diese von den Hösen bevorzugt. 
Der bildenden Kunst, insbesondere der Architektur, stellte nicht 
das herabgekommene Bürgertum, sondern das zum Absolutismus 
aussteigende Fürstentum die Ausgaben; sie folgte deshalb in den 
katholischen Landen spätitalienischen, im protestantischen Deutsch- 
land überwiegend französischen Vorbildern, doch erfuhr sie bald 
eine selbständigere Gestaltung in Berlin durch Schlüter und 
Nehring (s. S. 134), in Dresden unter August dem Starken 
und Friedrich August II. durch Georg Vähr, Pöppelmaun und 
Chiaveri, und zwar hier überwiegend in den Formen des male- 
risch-lannenhasten Rococo. Die großartigen Kunstsammlungen, 
wie sie vor allem in Dresden damals entstanden, regten zu 
eignen Schöpfungen erst spätere Zeiten an. 
7. Der spanische Crbfolgekrieg. 
1701—1714. 
1. Da mit dem Tode des kinderlosen Karl II. (1665—1700) 
der Mannsstamm der spanischen Habsburger aussterben mußte, 
so erhoben aus die zwar zerrüttete, aber immer noch sehr um- 
sängliche spanische Gesamtmonarchie die Vertreter der weiblichen 
Linie Anspruch, nämlich Ludwig XIV. als Gemahl Maria Theresias 
für feinen Enkel Philipp von Anjou, Leopold I. als Gemahl 
Margaretha Theresias sür sich oder seinen Sohn Karl (VI.), und 
Max Emanuel II. von Bayern, des letzteren Schwiegersohn durch 
seine Gemahlin Maria Antonia, sür seinen Sohn Joseph Ferdi- 
nand. Die Seemächte England und Holland erstrebten eine Tei- 
luug des Erbes, aus Furcht vor einer Erschütterung des euro- 
päischen Gleichgewichts wie vor einer Schädigung ihrer Handels- 
und Kolonialinteressen durch eine Verschmelzung der französischen 
und spanischen Macht. Ihrem (ersten) Teilungsvertrage mit 
Ludwig XIV. Oktober 1698, nach dem Spanien und Belgien nebst 
den Kolonien an Ferdinand von Bayern, Neapel und Sicilien an 
Frankreich, Mailand anÖsterreich sallen sollten, setzte jedoch Karl II. 
sein (erstes) Testament entgegen, welches die gesamte Erbschaft F^br. 
an Ferdinand übertrug. Nach dessen Tode Februar 1699 einigte 1699
	        
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