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sich zwar Ludwig XIV. mit den Seemächten über einen neuen
Teilungsvertrag, der die Hauptmasse an die Habsburger, die
italienischen Lande an die Bonrbonen überwies, erlangte aber i
gleichzeitig ein (zweites) Testament Karls II. zu Gunsten seines Novbr.
Enkels und erkannte nach dem Tode Karls II. 1. Novbr. 1700 1700
Philipp (V.) von Anjou als König von Spanien an.
2. Da Österreich allein einen Krieg um das spanische Erbe
nicht sühren konnte, das englische Toryministerium ihn nicht führen
wollte, so oerzögerte sich sein Ausbruch. Erst als Ludwig XIV.
nicht nur Mailand und Neapel, sondern auch Belgien besetzte,
sodaß Holland die vertragsmäßige Hilft Englands anrief, dann
nach Jakobs II. Tode dessen Sohn Jakob (III.) als König von
England anerkannte (September 1701), schlössen die Seemächte Sept.
mit Österreich die „Große Allianz" Sept. 1701, der dann auch 1701
Brandenburg und die meisten übrigen deutschen Staaten bei-
traten. Doch erlebte Wilhelm III. nur eben noch die Eröffnung
des Krieges (f 19. März 1702). Andrerseits zog Ludwig XIV.
Bayern (durch die Aussicht auf Erwerbung Belgiens), Köln,
Piemont (durch Zusicherung eines Teiles von Mailand) und
Portugal auf seine Seite. Einheitlich geleitet und im Besitz der
stärksten Stellungen war die französische Bundesgenossenschast
der gegnerischen zunächst weit überlegen. Doch ergänzte deren
Schwächen bald das „europäische Triumvirat": John Churchill,
Herzog von Marlborongh, durch seine Herkunft den Tories, *
durch seine Gemahlin Sarah Jennings den Whigs nahestehend
und durch sie des Einflusses auf Königin Anna (1702—1714)
sicher, der holländische Ratspensionär Anton Heinsius, das
Haupt der Staatenpartei, die nach Wilhelms III. Tode die
Statthalterschaft 1702—1747 unbesetzt ließ, und Prinz Eugen
von Savoyen, Österreichs größter Feldherr und Staatsmann.
a) Die ersten Kriegsjahre.
1701—1704.
1. Am frühesten eröffnete der Kaiser den Krieg in Ober-
Italien. Hier schlug 1701 Prinz Eugen den Marschall Catinat
bei Carpi, Villeroy bei Montechiaro und begann die Belagerung
von Mcmtitct, konnte sie aber gegenüber Villeroys Nachfolger,
dem Herzog von Venddme, nicht durchführen und mußte sich nach
der Schlacht bei Luzzara August 1702 ganz auf die Verteidigung
beschränken. Auf dem belgisch-niederrheinischen Kriegs¬
schauplatze hinderte die Bedenklichkeit der Holländer jedes