Full text: Grundzüge der neueren Geschichte (Teil 3)

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Königen Michael (1669—1673) und Johann III. Sobieski 
(1674—1696) gewann das Reich noch einmal glänzende Erfolge 
über die Türken (f. S. 135 ff.), doch im Innern machte das 
Liberum veto jede geordnete Regierung unmöglich und hinderte 
auch die notwendigsten zeitgemäßen Verbesserungen, wie die Er- 
richtung eines stehenden Heeres. Nach Sobieskis Tode ging 
aus dem heftigen Wahlkampfe mit der französischen Partei, 
welche den Prinzen Ludwig von Conti aufstellte, der von Oster- 
reich unterstützte Friedrich August I. der Starke, Kurfürst 
von Sachsen, hervor (Jnni 1697), doch mußte dieser die Wahl 
mit seinem Übertritt zur katholischen Kirche erkansen. 
Indem er Sachsen und Polen durch Personalunion 
vereinigte, führte er den Polen die Kräfte feines hochentwickelten 
Stammlandes zu. 
2. Sachsen hatte sich von den Verheerungen des 30jäh¬ 
rigen Krieges besonders durch starke Zuwanderungen böhmischer 
Protestanten („Exulanten") verhältnismäßig rasch erholt. Unter 
Johann Georg I. (f 1656) und seinen Nachfolgern blieb 
bie selbstänbige Verwaltung ber einzelnen Teile des kursäch- 
fischen Gebiets (der Erblande, der Lausitzen und der Stifter) 
bestehen; ja Johann Georg I. zweigte für feine drei jüngeren 
Söhne besondere Fürstentümer ab, die erst im 18. Jahrhundert 
wieder an das Kurhaus zurückfielen, und den ständischen Ein- 
flnß befestigte Johann Georg II. (1656—1680) durch den 
Landtagsrevers von 1661. Dagegen wurde in der Verwaltung 
im einzelnen vieles gebessert. Johann Georg III. (1680 
—1691) legte mit Beihilse der Stände den Grund zu einem 
stehenden Heere; Johann Georg IV. (1691—1694) gab der 
Post eine einheitliche Organisation. In der Reichspolitik neigte 
zwar Johann Georg II. zum Anschluß an Frankreich, seine 
Nachfolger aber blieben der überlieferten Anlehnung an Oster¬ 
reich treu und erfüllten gegen die Franzosen und Türken pünkt¬ 
lich ihre Reichspflicht. 
3. Friedrich August I. der Starke (1694—1733), als 
jüngerer Sohn Johann Georgs III. (geboren 1670) nur durch 
ben jähen Tob feines älteren Brubers unerwartet zur Nachfolge 
berufen, gab burch bie Annahme ber polnischen Krone ber säch¬ 
sischen Politik für bie nächsten Jahrzehnte bie entscheidende 
Richtung. Von Natur prachtliebend, verschwenderisch und 
leichtlebig machte er als König seinen Hof nach dem Muster 
Ludwigs XIV. zum glänzendsten Europas und gestaltete
	        
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