Zweite Periode. — § 8. Überblick über die orientalischen Reiche. 31
gebracht. Die ihnen heiligen Tiere genossen Verehrung (Katze,
Ibis, Krokodil), die Götter selbst mit Tierköpfen dargestellt.
Himmelsgott Ammon (Tempel in der Oase Siwah, Besuch
Alexanders des Grossen). Sonnengott Ra, zu On (Heliopolis)
verehrt. Sage vom Vogel Phoenix. — Der Apis stier
durch einen Sonnenstrahl erzeugt. — Später genossen all¬
gemeinste Verehrung Osiris und Isis. Osiris, Symbol für
die durch den Nil erzeugte Fruchtbarkeit; Typ hon, Symbol
der Sommerhitze, tötet ihn und zerstückelt seine Leiche in
27 Stücke (der Nil ist in 27 Gaue geleitet). Isis findet den
Leichnam und bestattet ihn. Ihr Sohn Horus besiegt den
Typhon (die Fruchtbarkeit kehrt zurück).
Strenge Priesterregel mit Reinigungen, Sühnungen und
Selbstzüchtigung. Das Volk an Beobachtung einengender
Religionsgebräuche starr gebunden.
Fortleben der Seele nach dem Tode bei Erhaltung des
Leibes. Daher Einbalsamierung (Mumien) und Einrichtung
der Gräber als „Wohnungen" der Toten.
Osiris Totenrichter, verdammt die Bösen zu den Qualen
des Tartarus und sendet die Gerechten zum Elysium.
b) Staatseinrichtungen. Der Pharao, von Ra abstam¬
mend, unbeschränkter Despot. Glänzender Hof halt. Das
Volk streng in Kasten geteilt. Aristokratie der Priester- und
Kriegerkaste. Verwaltung durch Bezirksbeamte. — Gericht
in den Händen einer Priesterbehörde. Menschliche Rechts¬
pflege (keine Schuldknechtschaft; Sicherstellung gegen Wucher).
c) Sitten. Das Leben zwar durch Aberglauben gebunden,
doch dem Genüsse Raum lassend. Neben düsteren Religions¬
übungen frohe Feste. — Starke Sinnlichkeit. Vielweiberei.
Üppige Gastmäler (Herumreichen einer Mumie bei den Gästen
mit der Aufforderung zum Genuss: „Morgen wirst du sein
wie dieser").
d) Geistesbildung. Tiefsinnige Priesterweisheit. An¬
ziehungspunkt ebenso für die Wissbegierde der Griechen wie
für das Glaubensbedürfnis der späteren römischen Zeit (Hadrian.
Vgl. über Pentaurs Totenbuch Ebers' Uarda).
Schrift: a) die alte hieroglyphische der Wortbilder,
ß) die demotische (Volksschrift), eine Kursivschrift, y) die
hieratische, ein Mittelding zwischen a und ß. Lesung
der Hieroglyphen ermöglicht durch Auffindung der Tafel von
Rosette mit dreisprachiger Inschrift zur Zeit des Napoleoni¬
schen Zuges 1799. Benutzung der Papyrusstaude zu Auf¬
zeichnungen.