Full text: Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit (Teil 8)

§ 54. Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). 
213 
Im Sommer 1620 brachte der ligistische Feldherr Johann Tserclas 
nmtJSLiilty- Oberösterreich zum Gehorsam zurück und warf, mit kaiser¬ 
lichen Truppen vereint, das böhmische Heer in der Schlacht am Schlacht am 
Weißen Berge in die Flucht. Der „Winterfönig" gab seine Sache üer- 
loten nnd enteilte über Schlesien und Brandenburg nach den Nieder- Friedrichs Flucht. 
Ein schweres Gericht erging nun über die niedergeworfenen Auf- Das Strafgericht 
ständischen. In Österreich, Böhmen, Mähren und zum Teil auch in 
Schlesien wurde der Protestantismus fast völlig ausgerottet. Die Universität 
Prag kam an die Jesuiten. Lichtensteinsche Dragoner zogen im Lande um- 
her und halfen die Bauern katholisch machen. Gegen 36 000 Familien 
verließen ihr Baterland. Todesurteile und Gütereinziehung trafen die 
Häupter der böhmischen Empörung. Um die Kosten für das Heer aufzu¬ 
bringen, wurde den wenig Belasteten die Hälfte bis zu zwei Drittel ihres 
Grundbesitzes abgesprochen, aber auch das übrige Stück gegen Auszahlung 
einer durch oberflächliche Abschätzung gewonnenen Summe abgenommen. 
Damit er die hierzu und zur Ablösung der an den eingezogenen Gütern 
haftenden Lasten nötigen Mittel bekäme, ließ der Kaiser von einer Gesell¬ 
schaft, zu der auch Waldstein gehörte, falsches Geld prägen, das viermal 
weniger Edelmetall, als das Gesetz erforderte, enthalten sollte. Thatsächlich 
aber wies es nach und nach nur ein Zehntel davon auf. 
2. Der pfälzische Krieg (1621—1623). Bald büßte Friedrich Friedrich von der 
auch den Kurhut ein. Ein spanisches Heer und das ligistische rückten Land und^Würde. 
in der Rheinpfalz ein. Zu deren Verteidigung hatten drei Parteigänger 
Friedrichs V. das Schwert gezogen, Ernst von Mansseld, der 
Markgraf Friedrich von Baden-Durlach und der braunschwei- 
gische Prinz Christian, Administrator von Halberstadt. Der Maus- 
felder siegte bei Wiesloch (s. von Heidelberg), dann aber wurde der Wiesloch, Höchst, 
Markgraf bei Wimpfen und Christian bei Höchst (w. von Frank- Wfen' 
furt a. M.) geschlagen, die Pfalz samt Heidelberg kam in die Gewalt 
der Ligisten. Dann drang Tilly bis in den niedersächsischen Kreis vor. 
Bei Stadtlohe wurde Christian so vollständig besiegt, daß er die stadtto^ 
Hälfte seines Heeres einbüßte. Er ging nun wie Mansseld nach den 
Niederlanden. 
Im gleichen Jahre hatte Maximilian die Pfälzer Kur (vorläufig Maximilian 
nur für seine Person) erhalten; die Oberpfalz und Oberösterreich bekam ^"ürft0K. 
er in Pfandbesitz, bis ihm der Kaiser die Kriegskosten zurückerstattet 
hätte, ebenso der Sachse die Ober- und Niederlausitz. 
Der Sieg der katholischen Partei und des habsburgischeu Hauses <$tge6m§. 
war vollkommen. Schon im Jahre 1621 hatte sich die Union ausgelöst. 
Wie eine Wetterwolke stand das Tillysche Heer in Westfalen, während y, q q 
die „burgundischen Kreistruppen", die Spanier, die Pfalz behaupteten} |t~ 
landen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.