47. Jacob van Ruisdael, Ter Waiierfall.
IDie das Genrebild, so ist auch das
Landschaftsbild aus dem religiösen An-
dachtsbilde abgeleitet, indem gesunder
Wirklichkeitssinn die umgebende Natur
in ihre Rechte einsetzte und den Vor-
gang der heiligen Geschichte, der sich,
wie etwa die Flucht nach Ägypten, im
Freien abspielte, zuerst zur Bedeutungs-
losigkeit herabsinken und endlich ganz
verschwinden liefe. In Holland zuerst
gewann die Landschaft selbständige Be-
beutung. Auch sie fußte hier fest auf
dem heimischen Boden. Gleich den
Venezianern (vgl. II, S. 45) gab hier
überdies die von der Seeluft getränkte
Atmosphäre der Kunst eine Fülle von
Luft- und Lichtproblemen auf, denen
sie mit größter Liebe nachging Der
berühmteste holländische Landschafter
Jaeob van Ruisdael zeichnet sich
außerdem durch eine tiefpoetische Emp-
findung aus, die sich gerne auch im
fließenden, rauschenden Wasser aus-
spricht (47). Ganz auf die See versetzt
uns Willem van der Velde. Sein „Kanonenschuß"' (48) ist gleichsam ein Nachklang
des holländischen Befreiungskrieges. Tas stoffliche Interesse wird jedoch überwogen
durch die neue Aufgabe, welche der mächtig hervorquellende Pulverdampf mit seinen
Reflexen auf der spiegelnden Wasserfläche und seine Vermischung mit der atmosphä-
tische« Luft dem Künstler stellt.
48. Willem van der Velde, Ter Kanonenschuß. Nach
Originalaufnahme von Franz tzanfstaengl, München.
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