Full text: Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance ([Teil] 5, Bilderanh)

10. Sophienkirche, Konstantinopel. Erbaut von Justinian, 6. Jahrh. 
(während so im Abendlande, bie christliche Idee ihren höchsten Ausdruck fand in der 
langgestreckten Basilika mit überhöhtem Mittelschiff, Querschiff und angelehnter Apsis, wie sie 
durch die Gründungen Konstantins vorbildlich wurde, triumphiert im Osten der dort seit 
uralter Zeit heimische Zentral- und Kuppelbau, so z. B. in der KirchL"i)es Sergius und 
Bacchus in Konstantinopei. ^roy8em verlangte auch hier der Kultus nach einem Langhaus, und 
so war es eine Großtat der Baumeister Justinians, die beiden Gegensätze zu versöhnen und die 
zentrale Kuppel mit dem basilikalen Langhaus in dem Wuuderbau der der h. Weisheit (Hagia 
Sophia) gewollten Kirche zu vereinigen (532—537, erneuert 558—563). Der Kern der Anlage 
tlTern mächtiges Pfeilerquadrat, welches 4 Schildbogen trägt. Diese tragen den dem Quadrat 
eingeschriebenen Kreis, von dem die 40 Rippen der etwas gedrückten Kuppel aufstreben. Den 
Raum zwischen Kreis und Schildbogen schließen sphärische Dreiecke. Das Weitere ergibt der 
Vergleich von 10 und 11. Aus welchen Teilen setzt sich das Langschiff zusammen? Wodurch 
ist seine Hauptachse ausgezeichnet? Die zweigeschossigen niedrigeren Seitenschiffe öffnen sich 
sämtlich in Säulenarkaden nach dem basilikal überhöhten Mittelraum, so das;, nur durch die e 
Apsis unterbrochen, eine für den kaiserlichen Hof bestimmte Emvore rings umläuft. Denkt man 
sich die Eckräume fort, so hat man die Form des griechischen (gleicharmigen) Kreuzes. Wie wird 
der Jnnenraum beleuchtet? Wie wird der Druck der Kuppel stufenweise auf die rechteckigen 
Außenmauern abgeleitet? Welche Ähnlichkeit hat die Hagia Sophia mit dem Pantheon (l,S. 42 f.), 
welche mit der Maxentiusbasilika (I, S.44f.)? So wenig wie das Pantheon ist die Sophien- 
kirche als Außenbau gedacht; rings von den Gebäuden des kaiserlichen Palastes umgeben - 
blieben die gewaltigen ungegliederten Mauerpfeiler dem Auge entzogen. Unverhüllt, für 
unser nordisches Empfinden etwas phantastisch, stellt sich die Wölbung der Kuppel dar: bei den 
geringen Niederschlägen des südlichen Klimas kann sie des schützenden Pyramidendachs entraten. 
Über die Kapitelle s. S. 9. Das prachtvoll mit Marmor und Goldmosaik geschmückte Juuere 
ist durch die Umwandlung in eine Moschee stark beeinträchtigt; störend wirkt insbesondre die 
abweichende Orientierung der Gebetsteppiche (nach der Gebetsnische, d. h. nach Mekka); in 
den Zwickeln treten die sechsflügeligen Cherubim unter der Übermalung immer wieder sieg- 
reich hervor. 
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