Frage 201, 202.
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lungen mit der Gegenpartei und schloß 1635 mit dem Kaiser
den Prager Frieden, in dem es sich gegen Abtretung der Lausitz
und vorläufige Suspension des Restitutionsedikts von der
protestantischen Partei trennte.
201. a) Welchen Charakter haben die Heere des dreißig¬
jährigen Krieges?
b) Welchen Charakter hat die Kriegführung?
c) Welche taktischen Neuerungen bringt Gustav Adolf ?
a) Die Heere des dreißigjährigen Krieges sind mit Aus¬
nahme des wenigstens anfänglich aus schwedischen Bauern¬
söhnen zusammengesetzten Heeres Gustav Adolfs Söldner¬
heere, die sich aus aller Herren Ländern rekrutieren. Im
Heere Tillys bildet noch die katholische Konfession ein Eini¬
gungsband, Wallenstein sieht auch davon ab.
b) Die K r i e g f ü h r u n g hat als Ziel nicht die Nieder¬
werfung des Gegners in großen Schlachten, sondern die Schädi¬
gung seines Landes durch Einquartierungen, Kontributionen
und Plünderungen — der Krieg soll den Krieg ernähren.
c) Gustav Adolf führte gegen die tiefen Vierecke der
spanischen und ligistischen Truppen (vgl. die ,, Gewalthaufen
der Landsknechte und die makedonische Phalanx) die be¬
weglichere Treffenaufstellung ein (vgl. die Manipulartaktik
der Römer), erhöhte die Zahl der Feuerwaffen (Musketiere)
gegen die Pikenträger und erleichterte Handfeuerwaffen und
Geschütze.
202. Wie verhalten sich die kirchlichen Bestimmungen
des Westfälischen Friedens zum Augsburger Religions¬
frieden und zum Restitutionsedikt?
Die kirchlichen Bestimmungen des Westfälischen Friedens
erneuern den Augsburger Religionsfrieden und erweitern ihn
zugleich durch Ausdehnung auf die Reformierten. Damit gibt
es im Deutschen Reich drei anerkannte, staatlich
gleichberechtigte Konfessionen. — Indem
für den Besitzstand der Konfessionen das Jahr 1624 als Normal¬
jahr (annus normalis) festgesetzt wird, ist das Restitutions¬
edikt zurückgenommen. (Legitimiert wird durch diese Fest¬
setzung die Protestantisierung Norddeutschlands (ca. 15 50 bis
1600) und die Rekatholisierung der österreichischen Länder
und der Oberpfalz (ca. 1580—1624).