214 Geschichte der alten Welt. $. 120.
Bestechlichkeit auf eine furchtbare Höhe gestiegen. Der alte Götterspruch: „Die
Liebe zum Gelde wird Sparta verderben, nichts Anderes", war bereits seiner
Erfüllung nahe. Zugleich übten die Führer schamlose Erpressungen und schän¬
deten den spartanischen Namen durch Raubsucht in Feindesland wie bei den
Bundesgenossen. Durch Lhsander und seine Gleichgesinnten kam fremdes
Metallgeld in sehr großer Menge nach der dorischen Hauptstadt. Unermeßliche
Reichthümer und Güter häuften sich in wenigen Familien, die nun schwelgten
und praßten, während die ärmeren darbten. Die reicheren Vollbürger (Homöen)
bildeten eine geschlossene, vorherrschende Körperschaft, welcher sich die armen
und mäßig begüterten Kleinbürger allmählich unterordnen mußten; aus jenem
Geschlechteradel ging nicht nur der lebenslängliche Rath hervor, sondern er
lenkte auch die Beschlüsse der großen Nationalversammlung. „Die Abnahme
der alten, mächtigen Häuser durch Krankheiten und Kriege drängte den Grund¬
besitz immer mehr in wenigen Händen zusammen, namentlich seit der Ephor
SooB Epitadeus die Unveräußerlichkeit der Eigenhöfe aufgehoben, und erzeugte bei
»so. wachsender Habgier eine Art sonst unbekannten Geldadels, welcher die Ge¬
burtsansprüche des alten Geschlechterthums auf Kosten der gemeinsamen Bürger¬
freiheit unterstützte." Schon im zweiten Regierungsjahr des Agesilaos hatte
ein gewisser Cinadon eine Verschwörung gebildet, um mit Hülfe von Periö-
ken, Heloten und andern rechtlosen und zurückgesetzten Einwohnern (Neodamoden,
Hypomeionen) der Oligarchie der Homöen ein Ende zu machen; aber der Plan
wurde verrathen und der Urheber mit den übrigen Häuptern der Verschwörung
hingerichtet. Zugleich wurde die Königsmacht immer mehr geschwächt, theils
in Folge der Zwietracht und Eifersucht der beiden erblichen Herrscherhäuser,
theils wegen des sinkenden Ansehens durch ihre Habsucht und Käuflichkeit. Desto
mehr stieg die Gewalt der fünf Ephoren (§. 75). „Die Ephoren," be¬
merkt Xenophon, „haben Befugniß, zu strafen, wen sie wollen, und die Strafe
sofort zu vollziehen; sie dürfen jede Obrigkeit abberufen, verhaften, auf Tod
und Leben anklagen. Bei ihrer Ankunft müssen sich die Könige von ihren
Sitzen erheben, ihrer gerichtlichen Vorladung ohne Zaudern folgen, ihrer sittenrichter¬
lichen Aufsicht selbst die häuslichen Verhältnisse unterwerfen." Sie zogen allmählich
alle Hauptgebiete der Staatsgewalt in ihren Amtskreis, beriefen und leiteten die
Volksgemeinde, ernannten Gesandte und Heerführer und ertheilten ihnen schriftliche
Weisungen, übten eine censorische Aufsicht über Sitte und Lebensart und schalteten
nach allen Seiten hin als die Vertreter der Volkshoheit. — DerAntalkidische Frie¬
den, dessen Hüter und Vollstrecker Sparta in Gemeinschaft mit dem Perserkönig mar,
befestigte das Uebergewicht der Lakedämonier aufs Neue, indem sie die Bestimmung,
daß alle griechischen Städte frei sein sollten, zur Auflösung aller Staatenvereine und
Eidgenossenschaften und zur Schwächung aller Bundeshäupter benutzten, ihre eigene
Hegemonie im Peloponnes dagegen mehr ausdehnten und stärkten. Sie eroberten
ggs. und zerstörten M a n ti n e i a, das ihnen nicht willfährig genug diente und eine selb¬
ständige Politik zu verfolgen wagte, und zwangen die Einwohner, in offenen Dör¬
fern zu wohnen; sie führten in allen Städten ihre aristokratischen Anhänger
m. zurück und erhoben sie zu Macht und Ehre; sie lieferten die Stadt Phlius
<ut der Nordostgrenze von Arkadien einer Schaar verbannter Oligarchen aus
und legten das Schicksal sämmtlicher Bürger in deren Hand, so daß diese über