Vorrede. XXIII 
der Menschheit, für Vaterland, Recht und geordnete Freiheit zu entzünden, den 
warmen Hauch der Humanität über sie auszugießen, und zugleich durch Er¬ 
weckung und Stärkung des Ehrgefühls, worin ich stets einen scharfen Sporn für 
edle Gesinnungen und Handlungen erblickt habe, eine Schranke gegen Gemeinheit 
und Niederträchtigkeit des Charakters aufzurichten; und um fortwährend einen 
Weg an das Elternhaus und die Bürgerschaft offen zu halten, benutzte ich jeden 
Jahresschluß, um in einer Schnlrede und einem Programme praktische Fragen 
und Anliegen über Erziehung und Unterricht, über Ziele und Aufgaben der 
Schule, über Einrichtungen und Methode zur Sprache zu bringen. Von diesen 
Schulreden habe ich vier zusammenhängende „über das vaterländische Element 
in der deutschen Schule" zur Verbreitung in weitere Kreise in den Buchhandel 
gegeben und sie in einer zweiten, theilweise veränderten Auflage der im Herbst 
1865 in Heidelberg tagenden Versammlung von Philologen und Schulmännern 
gewidmet. Aus der Schule ist das „Lehrbuch der Weltgeschichte" hervorgewachsen, 
bei dessen Anlage und Ausführung mir meine literarische Bestimmung, ich möchte 
sagen meine Mission zum klaren Bewußtsein gekommen ist. 
Und was waren denn die Erfolge deiner mehr als dreißigjährigen Be¬ 
mühung in diesem Geist und Sinn? so wird vielleicht mancher Leser im Stillen 
fragen. Ich habe darüber nicht ängstlich geforscht. Die Fortschritte der Mensch¬ 
heit lassen sich schwer im Einzelnen nachweisen und die Wirksamkeit des Lehrers 
wird durch anderweitige Einflüsse so vielfach durchkreuzt und paralhsirt, daß es 
unmöglich zu ermitteln ist, wie viel von dieser oder jener Erscheinung auf Rech¬ 
nung der Schule zu setzen sei. Aber ich habe den Glauben an den Fortschritt 
der Menschheit zum Besseren und Edleren stets in der Brust getragen und nicht 
mnthlos das Haupt gesenkt, wenn da oder dort nicht die Früchte der Aussaat 
entsprachen. Aus der Geschichte habe ich gelernt, daß das Echte und Wahre nie 
ganz verloren geht, daß es oft nach jahrelangen Trübungen und Verkennungen 
wieder zur Geltung und zum Sieg kommt. Auch hat ja jedes höhere Streben 
für sich selbst Werth und trägt auch in sich selbst seinen Lohn. 
So viel Zeit und Mühe auch die Schule in Anspruch nahm, so habe ich 
doch meine Studien und schriftstellerischen Arbeiten nicht unterbrochen. Die 
Couceutration meiner Thätigkeit und die Gewöhnung an Arbeitsamkeit ließen 
es zu, daß ich meinem Trieb nach geistigem Schaffen und schriftlicher Mit¬ 
theilung des errungenen Wissens Genüge thun konnte; zu äußeren Zer¬ 
streuungen fühlte ich keine Bedürfnisse; Erholung gewährten größere Spazier¬ 
gänge und kürzere oder längere Reisen, die ich regelmäßig in den Herbst- 
serien , meistens in Begleitung meiner heranwachsenden Kinder unternahm. 
Zu diesen gehörte auch eine Reise, die ich durch das Nahethal über den Hunds¬ 
rück nach Trier und Coblenz unternahm, um den Meinigen die alte Heimath 
meines Vaters zu zeigen, zum großen Erstaunen der Verwandten, die seit 
vielen Jahren nichts mehr von dem Lebensschicksale des Vetters vernommen 
hatten. — Nur der Versammlung der Germanisten und Historiker in Frank¬ 
furt a. M. wohnte ich im Jahre 1846 bei, um einige der Koryphäen 
deutscher Wissenschaft persönlich kennen zu lernen; und in späteren Jahren 
besuchte ich mehrere Male die gemüthlichen Zusammenkünfte, welche einige
	        
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