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einen Zaun errichtet, Gras oder Getreide mäht oder sonst ein knechtisches Werk
thut am Sonntage, so soll er zwei- oder dreimal verwarnt werden, dann soll er
50 Streiche empfangen, dann den dritten Teil seiner Habe verlieren und schließlich
seine Freiheit einbüßen; und soll also ein Knecht sein, wer am heiligen Tage kein
freier Mann sein wollte."
15. Bonifazius bei den Hessen und Thüringern.
Genaue Nachrichten über das Leben und die Thätigkeit des „Apostels der
Deutschen" verdanken wir einem Geistlichen bei der Kirche St. Viktor in Mainz,
Namens Willibald, der eine Lebensgeschichte des Bonifazius verfaßte im Auftrage
des Erzbischofs Lullus von Maiuz, eines Schülers des Bonifazius und seines Nach¬
folgers aus dem erzbischöflichen Stuhle. Willibald erzählt u. ct.:
„Bonifazius durchwanderte langer Wege Krümmungen und vieler Völker Ge¬
biete und kam auch zu dem Volke der Hessen. Damals empfingen viele Hessen, die
den katholischen Glauben angenommen hatten und durch die Gnade des Geistes ge¬
stärkt waren, die Handausleguug, während andere, deren Geist noch nicht erstarkt
war, sich weigerten, des rechten Glaubens Wahrheiten anzuhören. Einige opferten
auch heimlich bei Bäumen und Quellen, andere thaten dies ganz offen; einige
wiederum betrieben teils offen, teils im geheimen Seherei und Wahrsagung, Wunder
und Zauberkünste, beobachteten den Flug der Vögel und die Zukunft kündende Vor¬
zeichen und pflegten die verschiedensten Opfergebräuche. Andere dagegen, die schon
allem heidnischen Götzendienste entsagt hatten, thaten nichts von alledem. Auf den
Rat und mit der Hilfe dieser unternahm er es, eine Eiche von gewaltiger Größe,
die man die Donarseiche nannte und die bei Geismar stand, im Beisein der Knechte
Gottes zu fällen.
Als er nun kühn entschlossen den Baum zu fällen begonnen hatte, verwünschte
ihn die große Menge der herbeigeeilten Heiden als einen Feind ihrer Götter lebhaft
in ihrem Innern. Aber noch war die Eiche von der Axt nicht durchhauen, als
plötzlich der ungeheure Baum, vom Windhauche Gottes getroffen, mit zerschmettertem
Wipfel zusammenstürzte und wie auf des Herrn Befehl in vier Teile zerbarst. Als
das die Heiden sahen, die vorher voll Verwünschungen waren, wurden sie umge¬
wandelt, vergaßen alle Lästerung und priesen, zum Glauben sich bekehrend, den
Herrn. Der heilige Priester aber erbaute, als er sich mit den Brüdern beraten, aus
dem Holze der Eiche ein Bethaus und weihte es zu Ehren des heiligen Apostels
Petrus.
Als er dann solches alles vollendet hatte, eilte er sosort nach Thüringen weiter.
Dort wandte er sich an die Fürsten des Volkes und an die Ältesten der Gemeinde
und brachte sie dazu, die heidnische Finsternis von sich zu thun und sich zum christ¬
lichen Glauben zu bekennen. Und da die Menge der Gläubigen zunahm, auch die
Zahl der Prediger wuchs, erhoben sich bald zahlreiche Kirchen, und vielfach ergoß
sich die Predigt der Lehre, die er verkündete. Er erbaute auch ein Kloster an einem
Orte, der Ohrdruf heißt, und er sammelte hier eine Schar von Knechten Gottes und