Zehntes Schuljahr.
„Aufs Waidwerk hinaus ritt ein edler Held,
Den flüchtigen Gemsbock zu jagen.
Ihm folgte der Knapp' mit dem Jägergeschoß,
ünd als er auf seinem stattlichen Roß
In eine Au' kommt geritten,
Ein Glöcklein hört er erklingen fern —
Ein Priester war's mit dem Leib des Herrn;
Voran kam der Meßner? geschritten
7. Und der Graf zur Erde sich neiget hin
Das Haupt mit Demut entblößet,
Zu verehren mit gläubigem Christensinn,
Was alle Menschen erlöset.
Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld,
Von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt;
Das hemmte der Wanderer Tritte.
Und beiseit legt jener das Sakrament,
Von den Füßen zieht er die Schuhe behend,
Damit er das Bächlein durchschritte.
8. „„Was schaffst du?““ redet der Graf ihn an,
Der ihn verwundert betrachtet. —
„„Herr, ichẽ walle zu einem sterbenden Mann,
Der nach der Himmelskost schmachtet;
Und da ich mich nahe des Baches Steg,
Da hat ihn der strömende Gießbach hinweg
Im Strudel der Wellen gerissen.
Drum, daß dem Lechzenden werde sein Heil,
So will ich das Wässerlein jet in Eil
Durchwaten mit nackenden Füßen.““
9. Da setzt ihn der Graf auf sein ritterlich Pferd
Und reicht ihm die prächtigen Zäume,
1) weder aus dieser Stelle, noch aus den Worten „auf seines
Knappen Tier“ in Str. 9 ist zu schließen, Sch. habe gemeint, daß
man zur Gemsenjagd ein Pferd gebrauchen könne; von seiner Habsburg
zw. Luzern u. Küßnacht bis zu den Felspartien, wo es Gemsen zu
jagen gab, konnte er immerhin ein gut Stück Weges reiten — 2 1094,3.
5) entblößet“ ist Partizip. M st. durchschreite. — 5) st. des gew.
„machst“. — 6) wie 308, 1.