§. 318. Das Zeitalter der Karolinger. 571 
Weltherrschaft. Der Widerstand der am germanischen Heidenthum mit zäher 
Kraft festhaltenden Sachsen war um so nachhaltiger, als sie sich an die ganze 
nordöstliche Heidenwelt anlehnen konnten. Im Süden des Teutoburger Waldes, 
„unter großen Erinnerungen der Vorzeit", stand die Veste Eres bürg mit der 
Jrminsul, auf der Grenze des freien Heidenthums, etwa fünf Meilen von 
der vormaligen Donner-Eiche, die Bonifacius (§. 330) zu Fall gebracht. Karl 
eroberte die Eresburg, zerstörte das Nationalheiligthum, jenen riesenhaften 
Baum, der nach dem Glauben des Volks das All trug, nöthigte die Sachsen 
zur Unterwerfung und zu dem Versprechen, die christlichen Glaubensboten, die 
den fränkischen Heeren folgten, in ihrem Bekehrungswerk nicht zu stören, und 
versicherte sich der Eroberungen durch Besatzungen. — Bald mußte jedoch der 
Franke das verwüstete Sachsenland verlassen, um den Papst Hadrian gegen einen 
feindlichen Angriff der Langobarden zu schützen. Seiner Mutter zu Liebe hatte 
einst Karl die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius zum Weibe genommen; 
da aber diese Verbindung einen Bruch mit dem römischen Stuhle herbeizuführen 
drohte, so trennte er sich später von ihr. Dadurch stellte er das gute Ver¬ 
hältniß mit Rom her, beleidigte aber den langobardischen König aufs Tiefste, so 
daß dieser die Wittwe Karlmann's bei sich aufnahm, ihre Söhne als Franken¬ 
könige anerkannte und von dem Papste mit Waffengewalt ihre Salbung er¬ 
zwingen wollte. Dieser aber blieb fest bei seiner Weigerung, obwohl Desiderius 
bereits die meisten der von Pipin geschenkten Städte besetzt hatte, und sandte 
einen Hülferuf an den Frankenkönig. Karl überstieg eilig mit einem bei Genf 
gesammelten Heer den Mont-Cenis, erstürmte die Alpenpässe und eroberte 
Pavia. Desiderius endete seine Tage in einem fränkischen Kloster. Als auch 
sein tapferer Sohn Adelchis in Verona überwunden war, ließ sich Karl in 
Mailand die lombardische Krone aufsetzen und vereinigte Oberitalien mit 
dem Frankenreich. Doch ließ er die Lombardei als besonderes Königreich und 
mit Fortdauer eigenen Rechts bestehen, nur daß der fränkische Heer- und Ge¬ 
richtsbann daselbst eingeführt und das Land und die Stadtgebiete fränkischen 
Grafen untergeben wurden. — Das heilige Osterfest feierte Karl in Rom, wo 
er mit dem Papste den Bund erneuerte und demselben nicht nur die Schenkungen 
Pipin's bestätigte, sondern in der Folge auch noch Spoleto hinzufügte. Der 
laugobardische Herzog von Ben event, der mit Adelchis im Bunde gestanden, 
huldigte dem Sieger und wurde in seiner Würde belassen. Der Geschicht¬ 
schreiber Paul Warnefried (Diaconus), aus einem edlen Langobardenge¬ 
schlechte in Friaul, der bei Bearbeitung seiner Geschichte der Langobar¬ 
den bis auf den Tod des Königs Luitprand (§. 294) altgermanische Volks¬ 
sagen und Heldenlieder vor Augen hatte, fand Gnade vor Karl, der Wissen¬ 
schaften und Gelehrte achtete. Paulus vertauschte sogar die stillen Räume von 
Monte Casino ans einige Zeit mit dem Hofe des Frankenkönigs. 
§. 318. Während Karl's Abwesenheit hatten die Sachsen die fränkischen 
Besatzungen verjagt, ihre früheren Grenzen wiederhergestellt und in die Nach¬ 
barlande Brand und Verwüstung getragen. Da rückte der König abermals wider 
das „treulose und eidbrüchige" Volk der Sachsen ins Feld, schlug sie in zwei 
Feldzügen zurück, befestigte die Weser durch Burgen und schloß dann auf dem 
Reichstag zu Paderborn mit den Häuptern des Volks eine Übereinkunft,
	        
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