Isaak 
Rupfte? 
1135- 
1195. 
AlerioS 
UI. 
1195 
1203. 
682 Das Mittelalter. §. 371. 
zelnen Handlungen der Gesetzgebung, der Rechtspflege und der Verwaltung sein überlegener Geist 
sich offenbarte, daß der Steuerdruck erleichtert, der Aemterverkauf beschränkt und mancher einge¬ 
wurzelte Mißbrauch abgeschafft wurde; aber die Wuth und Grausamkeit, womit er alle Verwandten, 
Freunde und Anhänger der gestürzten Herrscherfamilie, alle, die ihm während seines Abenteurer¬ 
lebens jemals im Wege gestanden, verfolgte und mordete, machte ihn zum Gegenstand des allge¬ 
meinen Hasses. Die Opfer seiner Rache waren zahllos, über allen Häuptern schwebte das Ty¬ 
rannenschwert. Schaaren von Flüchtlingen bevölkerten die Küsten von Kleinasten und die Inseln 
und suchten durch Ausstände das despotische Joch zu brechen. Endlich war das Maß gefüllt. 
Isaak Angclos, in weiblicher Linie ein Nachkomme des großen Alexios, erschlug den Henker, 
der ihm das Leben nehmen sollte, und entfloh in die Sophienkirche. Hier versammelte sich bald 
eine Schaar von Menschen um ihn. Ihre Menge flößte ihnen Muth ein. Die Kerker wurden 
erbrochen und Isaak AngeloS zum Kaiser ausgerufen. Andronikos sah sich bald verlassen. Er 
wollte zu Schiff nach dem asiatischen Ufer entfliehen; aber die kaiserliche Galeere wurde eingeholt, 
der Tyrann in Ketten zu den Füßen des neuen Herrschers geschleppt und unter den unmensch¬ 
lichsten Martern getödtet. Das byzantinische Reich gewann wenig bei dem Thronwechsel. Wenn 
Andronikos durch seine Grausamkeit und Zügellosigkeit den Haß und die Verachtung der Bevöl¬ 
kerung der Hauptstadt auf sich geladen, so hatte er doch auch wieder durch seine Kraft, Energie 
und Klugheit Furcht eingeflößt und die Provinzen vor Mißhandlungen geschützt. Isaak AngeloS 
dagegen' war ein charakterloser Schwächling, welcher die Regierung seinen Günstlingen und Eu¬ 
nuchen überließ. Feig und wollüstig verbrachte er seine Tage im Palast, umgeben von Komö¬ 
dianten, Possenreißern und Buhlerinnen, und während die Provinzen unter der Last der Er¬ 
pressung in Elend und Armuth sanken und Aufruhr und Empörung mit den Feinden wetteiferten, 
das Reich in den Abgrund zu stürzen und der Auflösung entgegen zu führen, verschwendete der 
Kaiser in Ueppigkeit und Schwelgerei mit den Genossen seiner Lust unerhörte Summen und trieb 
in Luxus und Pracht, in Bauwerken und glänzenden Aufzügen einen Aufwand, der alle Einkünfte 
verschlang und die Erpressung auf den höchsten Gipfel steigerte. Der Steuerdruck brachte die 
Wäldchen und Bulgaren zum Aufstand, sie gründeten ein unabhängiges Staatswesen und 
wiederholten ihre früheren Raubzüge. Aus Haß gegen die Lateiner knüpfte Isaak Verbindungen 
mit Saladin, dem Feinde des christlichen Namens an, konnte aber weder die Verwüstung seines 
Landes durch Friedrich Barbarossa, noch den Verlust der Insel Cypern durch Richard Löwenherz 
verhindern. Isaak Angeles hatte viel Unheil über sein Reich gebracht; es bedurfte daher nur eine» 
schwachen Anstoßes, nur einiger Aussicht auf eine erfolgreiche Empörung, um die Bewohner der 
Hauptstadt wider ihn zu waffnen- Als er einst in den thracijchen Wäldern den Freuden der Jagd 
oblag, gelang es seinem Bruder Alexios, die Truppen für sich zu gewinnen. Er wurde zum 
Kaiser ausgerufen und die Wahl von Klerus und Volk gebilligt. Auf die Kunde von diesen Vor¬ 
gängen floh Isaak Angeles nach Stagira in Macedonien, aber verlassen und verrathen wurde er 
als Gefangener nach Constantinopel zurückgeführt, der Augen beraubt und in einen einsamen 
Thurm eingeschlossen, wo er bei Wasser und Brod über die Wechselfälle des Geschickes nachsinnen 
konnte. Nun bestieg Alexios III. den Thron, ein Fürst eben so schwach als treulos und dabei 
dem Aberglauben und Fanatismus ergeben. Unter ihm erlitt das Reich durch die Venetianer 
und Kreuzfahrer einen harten Stoß. 
§. 371. 2. Die mohammedanischen Reiche. Die mohammedanische Welt, 
längst in viele Reiche und Dynastien zerfallen, bildete im zehnten und elften Jahrhundert 
zwei Hauptgruppen von Staaten: die Reiche und Herrschaften in Asien, welche dem sunni¬ 
tischen Glaubenskreise ergeben waren und den Khalifen von Bagdad als geistlichen 
Oberherrn verehrten; und die dem schiitischen Lehrbegrisf folgenden Fatimiden in 
Kahira, deren Beherrscher von den Stämmen Asrika's und einzelnen schwärmerischen Secten 
Syriens und Arabiens als rechtmäßiger Khalife oder geistliches Oberhaupt anerkannt 
wurde. Das „Schatten - Khalifat von Bagdad" war nur noch eine ehrwürdige Ruine, ein 
geheiligter Name. Die Entscheidung der Weltbegebenheiten lag in den Händen gewaltiger 
Befehlshaber, die als Emire al Umara alle weltliche Gewalt an sich rissen und die 
moralische Macht, die noch in den Augen der Gläubigen an die heilige Würde geknüpft war, 
als Schild und Wehr für ihre eigene Herrschsucht benutzten, oder in den Händen kriegerischer 
und glücklicher Stammhäupter, welche bald da, bald dort unabhängige Dynastien gründeten
	        
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