1042 Die Geschichte der letzten Jahrzehnte u. s. w. in Umrtffen. §. 1206.
Festungen beobachten und in Schach halten sollte den Uebetgang, über den Po bewerk¬
stelligte. stieß er nirgends auf Hindernisse. 2)te österreichischen Truppen zogen sich fast
überall ohne Kampf zurück; sie suchten nur vurch Zerstörung aller Commumcationsmittel
,0 ™ den Marich des Feindes aufzuhalten. Selbst die starke Fe-lung Rovigo an der unteren
is&. Etsch aabeu sie auf. Als sich der Feind näherte, sprengten sie die Mauern und Walle
in die Luft so daß Cialdini den Fluß ohne Schwierigkeit überschreiten und seine Armee
bis zur Brenta führen konnte. Mitte Juli stand die Hauptarmee der Italiener m
Herren Venetiens, in Padua und Vicenza; und als auch das feste Borgoforte am po
n. Sun. vom General Nunziante erobert und die Besatzung zum Abzug nach Mantua ge-
rwunaen ward, war alles Land zwischen der Lagunenstadt und dem Festungsviereck IN
den Händen der Italiener. Die Oesterreicher zogen sich ohne Gegenwehr übet den Tag-
liamenw zum Jsonzo; Cialdini drang mit dem Centrum feiner Armee nach Treviso vor,
indeß sein rechter Flügel unter Cngia seinen Marsch nach Mestre nahm, um Venedigs
Laaunen von der Landseite her einzuschließen, und General Medici mit dem lmken aus
Bassano losrückte, um Garibaldi bei der Eroberung Südtirols zu unterstützen. Denn
die IUiü net wollten sich schon nicht mehr mit Venetien begnügen, ihre Begierde reichte
weiter; alles Land, wo italienisch gesprochen ward, sollte mit dem Königreich verewigt
werden. Vergebens ließ der französische Kaiser durch seinen Vetter, den Prinzen Napo¬
leon , Victor Emanuels Schwiegersohn, den König zur Mäßigung ermahnen; die Volks¬
stimme trieb die Regierung zu weiteren Forderungen und verhinderte den Beitritt zu dem
Waffenstillstand von Nikolsburg. Und doch entsprachen die Erfolge der Unternehmungen
Garibaldi's so wenig den Erwariungen, die der glorreiche Name des Führers erregt hatte.
Der Nationalheld, der einst im Triumphs von Palermo nach Neapel gezogen und ein
Königreich im Fluge erobert hatte, blieb auf den kleinen Krieg im Westen des Gardasees
beschränkt und vermochte trotz all r Anstrengungen und Begeisterung ferner Freischaaren
nur einige Meilen in dem GedirgSthale Jndicarien vorzudringen und sich einiger Seiten¬
thäler und Forts zu bemächtigen. Wir sehr auch die Freiwilligen von Vaterlandsliebe
unt Kampflust erfüllt fein mochten, jung, unerfahren, dürftig bewaffnet und bekleidet
und ohne kriegsgeübte Offiziere, waren sie den Tiroler Schützen, die ihre alte Treue und
Anhänglichkeit für das Kaiserhaus auch in diesen Tagen der Bedtangmß bewahrten und
zur Landesvertheidigung auszogen, nicht gewachsen. So beschränkte sich der Krieg aus
einzelne kühne Thaten und Gefechte, die von persönlicher Tapferkeit und heroischem Muthe
ein rühmliches Zeugniß gaben, für den Ausgang des großen Kampfes aber ohne Bedeu¬
tung blieben. Erfolgreicher war das Vorgehen Medici's, der von Bassano au« über das
NI"" Gebirge zog und nach einem siegreichen fechte übet die Oesterreichs bei Levico sich der
Stadt Trient auf wenige Meilen näherte. HLtie er nach dieser Richtung ferne mili¬
tärischen Operationen fortgesetzt und den Freiwilligen in Judicarieu die Hand gereicht,
so wäre Sü tirol mit dem Etschthale wohl von den Italienern erobert und die Verbin¬
dung Wiens mit den Festungen unterbrochen worden. Aber bereits war an einem andern
Orte eine neue Niederlage erfolgt, nicht minder empfindlich als der Schlag bei Custozza,
und nun fand der Waffenstillstand keine Hindernisse mehr. Dieser neue Unfall war die
«.Jul«, unglückliche Seeschlacht bei Lissa. Von dem Marineminister dringend aufgefor¬
dert und von der ungeduldigen Volksstimme gedrängt, segelte Admiral Perfano mit
der italienischen Flotte, aus 10 Panzerfregatten und 13 Holzfchtffen bestehend, aus dem
Hafen von Ancona, wo er schon mehrere Wochen unthätig verweilt hatte, vielleicht weil
er zu einem Seekampf noch nicht hinreichend ausgerüstet zu sein glaubte. Er hatte die
Absicht, die vor der Küste von Dalmatien gelegene Insel Lissa, welche die Oesterreicher
durch Strandbatterien und Forts stark befestigt hatten, zu erobern und zum Stützpunkte
für weitere Unternehmungen zu machen. Aber feine beabsichtigte Landung scheiterte an
der Tapferkeit und Tüchtigkeit der österreichischen Küstenartillerie. Zwei Tage lang
versuchte er durch ein heftiges Bombardement das feindliche Geschütz zum Schweigen zu
bringen, und als er eben im Begriff stand, die Landungstruppen auszuschiffen, kam die
österreichische Flotte unter dem wüthigen und geschickten Vice-AdmiralTegetthosf zum
Entsatz herbei. An Gesammtzahl der italienischen gleich, übet traf sie dieselbe durch die
überlegene Stärke ihrer Panzerschiffe und ihrer Schiffs-Artillerie. Nach einem die