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Das Zeitalter der Reformation. 
§. 622. 
1542. 
1546. 
1557. 
1561 
Christian II. 
1513—23. 
lichkeit um das kostbare Gut der Gewissensfreiheit. König Jakob V. ging für 
das Papstthum und den alten Glauben einen Kampf mit seinem Oheim Hein¬ 
rich VIII. ein und brachte das Glück seines Lebens zum Opfer. Nach einer ver¬ 
lornen Schlacht starb er in Trübsinn, wenige Tage nach der Geburt seiner 
Tochter Maria Stuart, für welche nunmehr ihre Mutter, Maria von Guise, 
eine französische Edelfrau aus einem der römischen Kirche eifrig ergebenen Ge¬ 
schlecht, die Regentschaft führte. Von Frankreich unterstützt, waren Hof und 
Klerus wohl im Stande, die Reformation durch Strenge niederzuhalten. Scheiter¬ 
haufen, Kerker und Flucht minderten die Reihen der nöthigsten Bekenner und 
schreckten die Zaghaften. Von den Tagen, da der durch Studien in Deutschland 
der neuen Lehre befreundete junge Edelmann Patrick Hamilton in den 
Flammen starb (1527), bis aus den Märtyrertod des prophetischen Predigers 
Wishart, blutete dem alten Glauben manches Opfer. Aber „das Märtyrer¬ 
thum war die mächtigste Predigt für ein rohes, sinniges und treuherziges Volk". 
Cardinal Beton, der Urheber der meisten Hinrichtungen, fiel unter den Streichen 
einer Schaar Verschworner im eignen Hause; und wenn gleich bie meisten der¬ 
selben auf französischen Galeeren für ihre That büßten, so gewann doch durch 
Englands Einfluß, während Maria's schwankender Regentschaft, bas Evangelium 
festem Boben unb weitere Verbreitung unter bem Volke. Johann Knox, bet 
sich Betons Mörberit angeschlossen unb ihr Schicksal getheilt hatte, kehrte nach 
erfahrungsreichen Wanderjahren in bie Heimath zurück unb bereinigte bie Refor- 
mirten zu einer (Kongregation Christi. Ein breijähriger wechfelvoller Kampf 
erhob sich. Die Regentin erhielt Hülfstruppen aus Frankreich (wo ihre bem Dauphin 
verlobte Tochter erzogen unb ber Grund zu bereu verhängnißvollen Lebensgeschicken 
gelegt warb), bte Evangelischen fanben einen Hatt an Englanb, feitbem Elisabeth 
Krone unb Glauben gegen Maria's Ansprüche zu beschützen hatte. Knox, gefühllos gegen 
die Leiben unb Frenben bes irbischen Daseins, zog ben Schaaren voran, ermu- 
thigte bie Wankenben unb Schlaffen burch bie Kraft feiner rauhen Berebsamkeit 
unb ließ bie Branbfackel in Klöster unb Domkirchen fchleubern. Der Tob ber 
Regentin verschaffte enblich ben Neuerern ben Sieg. Durch Parlamentsbefchluß 
würbe bas Glaubensbekenntniß, ber Ritus unb bie Synvbalverfaffung ber cal- 
vinifchen Kirche in Schottland eingeführt, die Messe und ber „Götzenbienft" 
ber römischen Kirche bei Strafe an Leben unb Gut verboten, unb dem Adel der 
größte Theil der geistlichen Güter verliehen, so baß ber Thron unb bie neue 
Kirche (nachmals von ihren regelmäßigen Versammlungen die Presbyter ia» 
nische genannt) arm blieben. Mit religiösem Vandalismus wüthete man gegen 
Klöster, Kunstschätze unb Kathebralkirchen. . 
7. Skandinavien, Polen, Ungarn. 
§. 622. Christian II. letzter Unionskönig. Christian II., ein 
listiger unb kluger, aber harter unb rachsüchtiger Fürst, wurde nach vielen Kämpfen 
endlich als Unionskönig von den drei skandinavischen Reichen anerkannt (§. 524). 
Als solcher richtete er sein Streben auf Begründung einer unumschränkten 
Königsmacht und auf Mehrung seiner Kroneinkünfte unb unternahm zu
	        
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