§. 800. 
Oesterreichs Kämpfe mit Preußen. 
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machen konnte. Während die Völker hoffende Blicke auf die verständige und aufgeklärte Maria 
Theresia richteten und von ihrer Einsicht Abstellung verjährter Mißbräuche erwarteten, gab der 
von Jesuiten und Geistlichen geleitete Karl Albert durch seinen Aberglauben, seine Geistes- 
beschränktheit und seine Liebe für leeren Prunk und Schimmer seinen Mangel an Charakterstärke 
kund. Sein Land war durch den Aufwand, den seine Vorgänger mit Pferden, Jagdhunden, 
Hof- und Kirchenfesten trieben, schwer verschuldet, Heer und Staatskasse im erbärmlichsten Zu¬ 
stande, er selbst, wie einst Max Emanuel, an Frankreich verkauft und dem Pariser Hose (ber 
ihm das Geld zur Befriedigung seiner Prachtliebe und die Heere zur Erwerbung von Kronen 
nur in der Absicht gab, um dadurch ben Kaiser und den deutschen Reichskörper ganz von sich 
abhängig zu machen) blinb ergeben. Was aber Ferbinanbs I. Testament betrifft, auf bas Karl 
Albert seine Ansprüche gründete, so bewies der Wiener Hof durch Vorzeigung der echten Urkunde, 
daß darin den Nachkommen seiner nach Bayern verheirateten Tochter Anna nur im Falle eines 
Aussterbens des ehelichen, nicht des männlichen Stammes der österreichischen Habsburger 
die Erbfolge zugesichert sei. 
Noch trauriger war der Zustand in dem durch eine Reihe verschwenderischer und prunk¬ 
süchtiger Fürsten schwer heimgesuchten Sachsen, wo der stumpfsinnige, arbeitsscheue August III.., 
der nur am Tabakrauchen, Jagen und dem Salongerede der Gräfin von Brühl Gefallen fand, 
die Regierung und Einkünfte gänzlich der Leitung des Grafen von Brühl überließ, welcher 
seinen Bedienten und Kreaturen Titel und Stellen zutheilte, mit Kirchen- und Staatsämtcrn 
den schmählichsten Handel trieb, das Land mit Schulden und drückendem Steuerwesen belastete 
und das sächsische Volk wie Leibeigene behandelte. Während die Unterthanen darbten, Land und 
Städte verarmten und das Militär-wesen in Verfall gerteth, schwelgte Brühl in Luxus und Pracht, 
ließ Modewaaren und Leckerbissen aus Paris kommen und opferte die Ehre und Wohlfahrt der 
Nation feinem Eigennutz und feiner Selbstsucht aus. Die Gemahlin Augusts III., Maria 
Jofepha, hatte gleich ihrer an den Kurfürsten von Bayern verheirateten Schwester bei ihrer 
Vermählung auf ihre nähern Erbrechte Verzicht geleistet. 
In Frankreich, wo noch der friedliebende Flenry an der Spitze des Ministeriums stand, 
trug die Regierung lange Bedenken, sich des Kurfürsten von Bayern anzunehmen und das 
erschöpfte Reich mit einer neuen Schuldenlast zu beladen; aber um diese Zeit fingen genu߬ 
süchtige und sittenlose Edelleute, wie Belleisle, Soubise, der Herzog von Richelieu und 
Andere an, den König von seiner Gemahlin zu entfernen und seine sinnliche, für das Edlc 
unempfängliche Natur durch den Reiz der Ueppigkeit und Wollust vollends zu verderben. Aus¬ 
schweisende Günstlinge und sittenlose Buhlerinnen beherrschten von dem an Frankreichs 
Hos, hielten treue und wohlmeinende Rathgeber entfernt und rissen den König von Genüssen zu 
Genüssen. Ueber den Schwelgereien der Tafel und den Freuden der Jagd, des Spiels und des 
Weins vergaß Ludwig XV. das Reich und des Volkes Wohlfahrt und gestattete feiner aus 
Mätressen und Wüstlingen bestehenden Umgebung den größten Einfluß aus die Staatsgeschäfte. 
Für den Ernst des Lebens und die Erfüllung seines hohen Berufs hatte er keine Ausdauer. 
Und da jetzt die beiden Brüder Belleisle sich nach einer passenden Gelegenheit zur Befriedigung 
ihres Ehrgeizes und ihrer Eitelkeit sehnten, so wurde der Krieg wider Oesterreich beschlossen. 
Flenry erlebte dessen Ausgang nicht (+ 1743). 
§. 800. Oesterreichs Unfälle. Wenige Wochen nach Karls VI. Tod, 
lange ehe die bayerischen Truppen gerüstet waren und die Franzosen den Rhein 
überschritten, rückte Friedrich II. mit seinem trefflichen Kriegsheer in Schlesien 
ein, um die Ansprüche, die ihm in Folge der Verwandtschaft und Erbverbrüderun- 
gen des brandenburgifchen Hauses mit den frühern Fürsten von Liegnitz, Brieg, 
Jägerndorf und Wohlau zustanden, geltend zu machen. Dieser erste schlesische 
Krieg bewies alsbald, daß das preußische Volk von einem neuen Geiste beseelt 
sei. Der König selbst war bei der Armee, mehr um den Krieg zu lernen und 
durch seine Anwesenheit den Muth der Tapfern zu erhöhen, als um das Com- 
mando zu führen, das er vielmehr den beiden geübten Feldherren Schwerin und 
Leopold von Dessau überließ. Die österreichischen Truppen unter Neipperg 
August III. 
jon Sachsen 
Ludwig XV 
v. FrankrnL 
120. Oct. 
1740. 
Dec. 
1740-42.
	        
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