708 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. §. 1032. 
Heimath kund geben („Bilder aus der schwäbischen Heimath"; „Auguste. Ein Lebens- 
Helmina bild"). Die früher gepriesene, dann vergessene Helmina v. Chezy, eine Enkelin der 
1783-1S56. Karfchin, gehört der Zeit und der Richtung der Romantiker an. Von ihrem vielbewegten 
Leben, das sie in Genf beschloß, geben die nach ihrem Tode erschienenen Denkwürdigkeiten 
ein anziehendes Bild. Als lyrische Dichterinnen haben sich bekannt gemacht Adelheid 
Dlönnies Stoltersoth durch ihre „rheinische Lieder und Sagen", Luise v. Plönnies aus 
1803-1872. Hessen, sowohl durch kunstvolle Übersetzungen französischer und englischer Dichter als 
durch eigene Gedichte (der Sonettenkranz „Abälard und Heloise"; „Gedichte"; die nieder¬ 
ländische Sage „Marieken von Nymwegen", ein weiblicher Faust und Tannhäuser, 
und zuletzt „die sieben Raben", liebliche Bilder aus der deutschen Märchenwelt), die 
Oesterreicherin BettyPaoliu. A. m. In der dramatischen Poesie erlangte Char- 
Eb. Birch. (otte Birch-Pseiffer einigen Ruf, hauptsächlich darum, weil sie jeden beliebigen 
180^68. Stoss in eine bühnengerechte Form einzukleiden verstand, während E l i s e S ch m i d t durch 
mehrere Stücke im kraftgenialischen Geist Hebbels („Judas Ifchariot"; „der Genius der 
Gesellschaft"; „Machiavelli") bald anzog, bald abstieß. Ihre Werke, ohne tiefern Gehalt, 
haben keinen andern Werth, als daß sie gleich den Kotzebue'schen sich leicht aufführen 
lassen und empfindsamen Gemüthern eine flüchtige Rührung bereiten. Als Verfasserin 
anziehender Iugendschriften von sittlicher Tendenz und gediegenem Inhalte verdient 
Thekla von Gumpert eine rühmliche Erwähnung. 
3ta v. Hahn. Jda Gräfin von Hahn-Hahn, geb. 1805 im Mecklenburgischen, Tochter eines sonder- 
baren Mannes, der durch thörichte Theaterunternehmungen den größten Theil seines Vermögens 
verschwendete, war drei Jahre (von 1826—1829) mit dem reichen Grasen von Hahn vermählt, 
ließ sich dann aber von ihm scheiden und führte seitdem ein unstetes Wanderleben, während 
dessen sie nicht blos fast alle Länder Enropa's, sondern auch den Orient bereiste und zum Gegen¬ 
stand ihrer schriftstellerischen Thätigkeit machte („Jenseits der Berge", „Reisebriefe" „Erinnerungen 
aus und an Frankreich", „Ein Reiseversuch im Norden", „Orientalische Briefe"). Von ihren 
in den exclusiven Kreisen beliebten Romanen folgten rasch auf einander: „Aus der Gesellschaft", 
rder Rechte", „Gräfin Faustiue", „Ulrich", „Sigismund Förster" und als Fortsetzung „Cecil". 
Auch als lyrische Dichterin ist sie aufgetreten. Ihr Streit mit dem Operateur Dieffenbach 
wegen ihrer Augenkrankheit und mit der Redaction der Allgemeinen Zeitung wegen ungünstiger 
K. Pichler. Recensionen beweisen ihren unverträglichen Charakter. — Karoline Pichler, geb. zu Wien 
1769, Tochter des Hofraths von Grein er. genoß einer vortrefflichen Erziehung unter der Lei. 
tung ihrer Mutter, die einst Maria Theresia als Waise zu sich genommen und zur Vorleserin 
gebildet hatte. 1796 vermählte sie sich mit dem Regierungsrath Andr. Pichler. Nach einigen 
„Idyllen" und unbedeutenden Dichtungen verfaßte sie ihren berühmtesten Roman „Aga- 
thokles", worin sie im Gegensatz zu Gibbons freireligiösen Urtheilen (§. 811) „den wohl, 
thätigen und beglückenden Einfluß des Christenthums auf die Veredelung der Menschheit" dar¬ 
zustellen versuchte. Ihre übrigen meistens historischen Romane („die Grafen von Hohenberg", 
„Ferdinand II.", „die Belagerung Wiens von 1683", „Henriette von England" u. a. m.) sind 
weniger bedeutend und du erst nach ihrem Tode als Nachlaß erschienenen „Denkwürdigkeiten 
3. Schopen. aus meinem Leben" leiden an breiter Geschwätzigkeit. — Johanna Schopenhauer, geb. 1766 
aU”‘ in Danzig, führte ein bewegtes, wechselvolles Leben und starb 1838 in Jena. Als Künstlerin 
und Kunstkennerin machte sie sich zuerst in der schriftstellerischen Welt bekannt durch ihres Freundes 
„Fernow's Leben"; dann folgten eine Anzahl Reiseschriften und Novellen („Reise 
durch England und Schottland", „Reise durch das südliche Frankreich bis Chamonny", „Aus¬ 
flucht au den Rhein" u. a. „Novellen, fremd und eigen") und endlich ihre Romane, worunter 
„Gabriele", „die Taute", „Sidonia" am bekanntesten sind. Von ihrer Tochter Adele Schopen- 
Hauer rühren her: „Haus-, Wald- und Feldmärchen" u. a. Ihr Sohn, Arthur Schopen¬ 
hauer (1788—1860), ein geistvoller Sonderling, hat sich durch philosophische Schriften einen 
berühmten Namen gemacht. 
B) Die deutsche Wissenschaft. 
Dir^Auk' §. 1032. Während die Poesie und Kunst das Reich des Schönen zu erschließen 
94 ,n' und zu erweitern und das Leben durch ästhetische Genüsse zu veredeln und zu bereichern
	        
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