Full text: Das Alterthum (Theil 1)

Miltiades. Themistokles. 
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wollte. Als ihm beides bereitwillig gewährt war, überfiel er die 
Insel Paros, um sie für die geringe Hilfe zu strafen, die sie 
(gezwungen) den Persern geleistet hatte. Der Zug misslang, da die 
Parier auf ihrer Hut waren und sich tapfer vertheidigten. Ver¬ 
wundet kehrte Miltiades zurück, ward von dem Alkmaioniden Xan- 
thippos und der demokratischen Partei angeklagt und in die Kosten 
von 50 Talenten verurtheilt. Ehe er sie zusammengebracht hatte, 
starb er im Gefängnisse 489. — Noch immer setzte sich die klein¬ 
liche Feindschaft der griechischen Staaten untereinander fort; dies 
war namentlich zwischen Aigina und Athen der Fall (§ 76). 
Ueberfälle und Verschwörungen fanden statt, und die Athener, die 
Sieger von Marathon, waren den Nachbarn gegenüber nicht immer 
glücklich. Die Leitung Athens hatte damals der durch seine Mutter 
den Alkmaioniden verwandte Xanthippos und ausser ihm Ari¬ 
et ei des, ein nicht durch Adel und Reichthum, sondern durch 
Tüchtigkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit hervorragender Mann. Beide 
hielten treu an der Verfassung des Kleisthenes, die das Schwer¬ 
gewicht des Staates im Frieden wie im Kriege in die dritte Classe 
(8 67) in die der grundbesitzenden Bürger und Bauern, legte. Neben 
ihnen trachtete aber nach immer grösserer Bedeutung Themisto¬ 
kles, der Sohn eines reichen Bürgers aber einer ausländischen 
Mutter, ein Mann, der eben so talentvoll wie leidenschaftlich und 
ehrgeizig war ‘). Er war bestrebt, den vierten Stand, die Theten, 
denen bisher der Kriegsdienst ausser der Vertheidigung der Mauern 
nicht zustand, zum Dienst auf der Flotte mit heranzuziehen, und 
auf diese überhaupt die Streitmacht des Staates zu gründen2). Dass 
so das bewegliche Vermögen gegenüber dem festen Grundbesitz zur 
Basis des Staates gemacht werde, bekämpfte Aristeides; Themisto¬ 
kles dagegen nahm zum Vorwande den noch immer dauernden Krieg 
mit dem Seestaate Aigina und wies auf die noch immer bestehende 
Persergefahr hin. Er setzte auch wirklich durch, dass 200 Kriegs¬ 
schiffe (Trieren) erbaut wurden. Um wenigstens einen Theil der 
Kosten zu beschaffen, entsagten die Bürger ihren Einkünften aus den 
Silbergruben des Laureion. Die Ausrüstung der Flotte wurde nun 
statt der älteren (50) Naukrarien (Schiffsbezirke) den reicheren 
Bürgern, ohne Unterschied der Classen, (den Trierarchen) über¬ 
tragen ; der Staat stellte nur die leeren Schiffe. Zu dieser Einrich¬ 
tung3) gesellte sich dann der Ausbau und die grossartige Befesti¬ 
gung des Hafens, des Peiraieus, ein Werk, das schon vor der 
Schlacht bei Marathon unter Themistokles’ Leitung begonnen war4). 
So entstand nicht nur eine schöne Flotte, durch welche Athen die 
Seeherrschaft gewinnen musste, sondern das bewegliche Element der 
Bevölkerung (Rheder, Kaufleute, Handwerker etc.) trat mehr und 
mehr gleichberechtigt neben das conservativere des grossen wie 
kleinen Grundbesitzes. Es begann also erst mit Themistokles die 
i) Die ausgezeichnete Charakteristik bei Thuk. I, 138. 2) Thuk. I, 14. 93. 
3) Böckh, Staatshaushalt der Athener 1,156. 4) Thuk. 1,93. Her. \II, 144. 
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