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der Regierung ergebenes Mitglied des Staatsraths nannte die Bitt¬
steller spottweise Gueux, Bettler. Dieser Name wurde später
gleichsam zum Hohne als Parteiname gewählt, und es ward
eine Denkmünze geprägt, auf der der königliche Thron und
ein von zwei Händen gehaltener Bettelsack abgebildet war
mit der Umschrift: Treu dem Könige bis zum Bettelsack. Zu¬
gleich wurden Gesandte an den König nach Spanien geschickt,
um ihn zur Annahme der Bittschrift zu bewegen. Philipp erliess
nun allerdings eine geringe Ermässigung der früheren Bestim¬
mungen gegen die Protestanten. Aber diese „Moderation“ ge¬
nügte den Wünschen der Antragsteller so wenig, dass man sie
spottweise Morderation nannte. So wurde denn die Aufregung
immer grösser, bis endlich in Flandern ein furchtbarer Bilder¬
sturm ausbrach, bei dem gegen 400 Kirchen verwüstet und
geplündert wurden. Durch diese Vorgänge bewogen schloss
die Statthalterin mit den Geusen einen Vertrag ab, worin die
Aufhebung der Inquisition und Verzeihung des Vorgefallenen
bewilligt wurde. Aber der König bestätigte diesen Vertrag
nicht; vielmehr stellte er der Statthalterin den streng solda¬
tischen Alba zur Seite.
2. Alba, 1567—1573, hatte schon unter Karl V. im
Schmalkaldischen Kriege sein Feldherrntalent glänzend bewiesen.
Er war thatkräftig und entschieden, ein rücksichtsloser Voll¬
strecker der königlichen Befehle. Durch sein eigenmächtiges
Handeln verletzt zog sich Margaretha bald von der Regierung
zurück. Schon längst hatte Oranien durch allerlei Mittel das
Misstrauen gegen den König zu erregen gesucht. Da ihm aber
von seinen Gesinnungsgenossen die erwünschte Mitwirkung zum
Widerstande gegen die Regierung versagt wurde, so verliess
er, von dem strengen Alba nichts Gutes ahnend, das Land und
begab sich auf sein Stammschloss Dillenburg im Nassauischen.
Vergebens suchte er auch Egmont zur Flucht zu bewegen;
viele Tausend Edelleute aber wanderten gleich ihm aus der
Heimath aus. Egmont und Philipp Hoorn, der Admiral
der Niederlande, von Alba mit verstellter Freundlichkeit be¬
handelt, folgten einer Einladung nach Brüssel, wurden gefangen
genommen, zum Tode verurtheilt und auf öffentlichem Markte
hingerichtet. Den geflüchteten Edelleuten ward der Process.