Full text: [Erster Theil, [Schülerband]] (Erster Theil, [Schülerband])

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129. Die Katze und die Sperlinge. 
Eine Schar Sperlinge nahm ihren Wohnsitz auf einem Bauer— 
hofe; denn nahe dabei war ein Hirsefeld, und die Hirse mochten sie 
gern und sie flogen deshalb fleißig nach dem Felde. Da lauerte 
ihnen denn der alte Hauskater auf; aber so bald er sich sehen ließ, 
zwitscherten die Herren Spatzen und flogen flink davon. Dann 
konnte Freund Murner wieder zu Haus gehen und sich den Mund 
wischen. Das verdroß ihn denn ganz gewaltig, und er besann sich, 
ob er es nicht klüger ansangen könne. Da fiel ihm etwas ein. Er 
steckte die eine Pfote erst ins Wasser und dann in einen Haufen 
Hirsekörnerʒ da blieben nun viele Körner hangen und die Pfote saß 
ganz voll davon. Er durfte aber nicht darauf treten, sonst wären 
sie wieder abgefallen, darum hinkte er auf drei Beinen nach dem 
Felde. Hier legte er sich auf den Rücken und streckte die Hirsepfote 
in die Höhe und rührte sich gar nicht. Ein Sperling denkt: „Was 
ist das für eine schöne, dicke Hirseähre!“ Er fliegt geschwind hin, 
aber schnapp! greift die andere Pfote zu; weg ist der Vogel. So 
fängt der Kater wohl noch zwanzig Sperlinge. Ein alter Spatz 
merkte endlich die Falle; da blieb er hübsch davon und flog nicht 
hin und hatte keine Lust zu naschen. Ihm war aber so bange ge— 
worden, daß er immer dachte: „Das ist die böse Pfote,“ und wenn's 
auch eine schöne Ahre war. Da er nun aus lauter Angst gar 
nichts mehr essen mochte, sondern immer in seinem dunkeln Loche 
blieb, so mußte er jämmerlich verhungern. Uach Sloriau. 
130. Katze. 
Frau Katze, was schleichst du doch dort auf dem Dach so hoch? 
hast du das Schwälbchen sitzen sehn, möchtest ihm gern zu Leibe gehn? 
Sachte nur, Schwälbchen ist klüger als du, fliegt von dannen und du 
siehst zu! 
Frau Katze war grämlich in ihrem Sinn, sah nur so von der 
Seite hin, dachte: das ist ein schlecht Vergnügen, daß die Vögel so 
können fliegen; ist dann hinab in den Hof gegangen, hat sich bald 
eine Maus gefangen. 3 
131. Mutter Schwalbe. 
Die Schwalbe hat mit Müh' und Fleiß Dann legt sie kleine Eier auch 
Ihr Häuschen sich gebaut, Ins warme Nest hinein, 
Hat unterm Dach es festgeklebt — Draus schlüpfen um die Sommerzeit 
Nun jubelt sie auch laut. Die nackten Vögelein. 
Sie schlüpfet wohl den ganzen Tag Die sperren gleich die Schnäblein auf, 
Gar viel mal ein und aus, Nach Futter schreien sie; 
Bringt Stroh und Federn zu dem Bett Da hat Frau Schwalbe viel zu thun, 
Ins kleine neue Haus. Ist fleißig spät und früh. 
f mnn—
	        
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